Bes­se­res Klima dank Co­ro­na

Indem das Co­ro­na-Virus das wirt­schaft­li­che und ge­sell­schaft­li­che Leben lahm­legt, trägt es zu einem bes­se­ren Klima bei – al­ler­dings auf eine Art und Weise, wie wir es lie­ber nicht möch­ten.

Das Co­ro­na-Virus trägt auch un­er­war­te­te Früch­te. Ende März zeig­ten Sa­tel­li­ten­bil­der, dass sich die Luft­qua­li­tät über der Re­gi­on Wuhan in China deut­lich ver­bes­sert hat. Ob­wohl dies ei­gent­lich auf der Hand liegt, kam die Mel­dung doch eher über­ra­schend. Bald folg­ten ver­gleich­ba­re Auf­nah­men von Sa­tel­li­ten über Ita­li­en oder Spa­ni­en. In der Zwi­schen­zeit wer­den auch we­ni­ger Luft­schad­stof­fe in Schwei­zer Städ­ten ver­zeich­net.

Der Grund ist klar: Wenn das wirt­schaft­li­che und ge­sell­schaft­li­che Leben «her­un­ter­ge­fah­ren» wird, neh­men auch die da­durch ver­ur­sach­ten Be­las­tun­gen ab. Wäh­rend der un­er­wünsch­te Ef­fekt von COVID-19 auf Wirt­schaft und Ge­sell­schaft of­fen­sicht­lich ist, scheint er beim Klima po­si­tiv zu sein. Doch die Freu­de bleibt ge­trübt: Wir wol­len nicht dau­er­haft ein Leben wie in der ak­tu­el­len Krise füh­ren, um Klima und Um­welt kon­se­quent zu scho­nen.

Die Wirt­schaft setzt viel­mehr auf tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt, der uns bei­spiels­wei­se eine emis­si­ons­freie Mo­bi­li­tät er­laubt. Dies muss ein­her­ge­hen mit einer Wirt­schafts­ent­wick­lung, die wie­der eine volle Ar­beits­aus­las­tung er­laubt und künf­ti­gen Ge­ne­ra­tio­nen keine Schul­den­ber­ge hin­ter­lässt. 

Die Kli­ma­kon­fe­renz 2020 wird ver­scho­ben und Fort­schrit­te wer­den damit lei­der ver­tagt.

Aber nicht nur die «Ver­zichts­kul­tur», wie wir sie ak­tu­ell er­le­ben, ist eine un­er­wünsch­te Aus­wir­kung des Virus. Weil we­ni­ger Strom ver­braucht und we­ni­ger Emis­sio­nen ver­ur­sacht wer­den, flies­sen auch we­ni­ger För­der­gel­der in die Kas­sen. Ge­ra­de auch Stif­tun­gen, die sich den Um­welt­schutz auf die Fahne ge­schrie­ben haben, neh­men nun auf­grund der Flug­s­topps we­ni­ger ein. Sehr be­dau­er­lich ist eben­so, dass die für No­vem­ber in Glas­gow (UK) ge­plan­te Kli­ma­kon­fe­renz, die COP 2020, wegen der Co­ro­na-Krise ver­scho­ben wird. Dabei wäre eine bal­di­ge Durch­füh­rung die­ser Kon­fe­renz äus­serst wich­tig ge­we­sen, um end­lich Fort­schrit­te in der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit zu er­rei­chen.

Die Dekar­bo­ni­sie­rung wird un­ab­hän­gig von Co­ro­na vor­an­schrei­ten.

Wenn die Co­ro­na-Krise ir­gend­wann über­stan­den ist, der Wirt­schafts­mo­tor wie­der läuft und die Leute wie­der ihrem ge­wohn­ten Le­bens­stil nach­ge­hen, wer­den die Emis­sio­nen wie­der an­stei­gen. Damit wer­den auch die gros­sen For­de­run­gen in der Kli­ma­po­li­tik wie­der auf den Tisch kom­men. Die EU-Kom­mis­si­on will an ihrem Zeit­plan für den «Green Deal» fest­hal­ten und sieht dafür wei­ter­hin In­ves­ti­ti­ons­gel­der im Um­fang von einer Bil­li­on Euro vor. Das ist immer noch mehr, als sie für das Ret­tungs­pa­ket in­ner­halb der EU gegen die Fol­gen von COVID-19 vor­sieht. Der Bun­des­rat hat zudem letz­te Woche be­schlos­sen, einen Ge­gen­vor­schlag zur «Glet­scher-In­itia­ti­ve» zu er­ar­bei­ten. Die In­itia­ti­ve ver­langt, dass die Schweiz ab 2050 nicht mehr Treib­haus­ga­se aus­stos­sen soll, als na­tür­li­che und tech­ni­sche Spei­cher auf­neh­men kön­nen. 

Der Ab­senk­pfad be­züg­lich CO2-Emis­sio­nen bleibt ent­spre­chend auf der Agen­da und auch die Wirt­schaft wird sich nach der Krise wie­der ver­stärkt die­sem Ziel wid­men – und gleich­zei­tig einer Ver­zichts­kul­tur ent­ge­gen­wir­ken.