Die Schweiz im Her­zen der Di­gi­ta­li­sie­rung

«End of na­ti­on». Mit die­sem Titel pro­vo­ziert das dies­jäh­ri­ge WORLD­WEB­FO­RUM. Die Di­gi­ta­li­sie­rung for­dert den Na­tio­nal­staat her­aus, so die These, die al­ler­dings mehr­heit­lich wi­der­legt wurde. Die Schweiz ist dank Of­fen­heit und in­ter­na­tio­na­ler Ver­net­zung gut ge­rüs­tet und ver­fügt über eine erst­klas­si­ge Aus­gangs­po­si­ti­on. 

Es ist alles etwas bun­ter und lau­ter als an «nor­ma­len» Kon­fe­ren­zen. Viele Bärte sind er­sicht­lich. Der «Sil­li­con-Val­ley-Groo­ve» ist rich­tig spür­bar. Zudem viel Licht­ef­fek­te und laute Musik, wel­che zwi­schen den Re­fe­ra­ten die Span­nung stei­gen lässt. Und na­tür­lich alles in Eng­lisch – auch Bun­des­rat Jo­hann Schnei­der-Am­mann (im Pro­gramm als «am­bi­tious eco­no­mic pro­mo­ter with an en­t­er­pre­neu­ri­al back­ground» an­ge­kün­digt). Unter den Teil­neh­mern auch viele Schwei­zer – kein Wun­der an­ge­sichts der vie­len IT-Un­ter­neh­men und Start-ups in der Schweiz. Da­ne­ben Köpfe aus Ka­li­for­ni­en und San Fran­cis­co. So prä­sen­tier­te sich das dies­jäh­ri­ge WORLD­WEB­FO­RUM in Zü­rich, bei dem eco­no­mie­su­is­se als Part­ner dabei war.

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Wie viel Staat braucht es noch in der Di­gi­ta­li­sie­rung?

Die Show war gross, das Thema aber durch­aus ernst­haft: die Zu­kunft des Na­tio­nal­staa­tes im di­gi­ta­len Zeit­al­ter. Mit Bit­co­ins kön­nen in­ter­na­tio­nal Geld­trans­ak­tio­nen ge­tä­tigt wer­den, ohne dass die Zen­tral­bank oder Ban­ken in­vol­viert sind. Die Block­chain-Tech­no­lo­gie er­mög­licht den Ab­schluss und die Über­wa­chung der Ein­hal­tung von Ver­trä­gen ohne staat­li­che Be­glau­bi­gungs- und Kon­troll­or­ga­ne. Neue Ge­schäfts­mo­del­le wie Airb­nb kon­kur­ren­zie­ren auf glo­ba­ler Ebene tra­di­tio­nel­le An­bie­ter und zah­len kaum Mehr­wert­steu­ern und So­zi­al­ab­ga­ben. Neue tech­no­lo­gi­sche Mög­lich­kei­ten wie 3D-Prin­ter stel­len die glo­ba­len Wert­schöp­fungs­ket­ten auf den Kopf und for­dern die klas­si­sche Aus­sen­wirt­schafts- und Steu­er­po­li­tik her­aus. Die fünf gröss­ten In­ter­net­fir­men haben be­reits heute einen Wert, der den­je­ni­gen des Schwei­zer Brut­to­in­land­pro­dukts über­steigt und sämt­li­che In­ter­ak­tio­nen zwi­schen Staat und Bür­ger könn­ten schon heute rein di­gi­tal ab­ge­wi­ckelt wer­den. Da darf man durch­aus die Frage stel­len, wie viel Staat braucht es in der di­gi­ta­len Zu­kunft noch?

Ein Land ist nur so gut wie seine Un­ter­neh­men

Gleich ein­lei­tend konn­te Bun­des­rat Schnei­der-Am­mann klar­stel­len, dass der Na­tio­nal­staat wohl nicht so schnell ab­ge­schafft wird, zumal er auch sei­nen Job nicht ver­lie­ren wolle. Der re­nom­mier­te Prof. David J. Teece von der Ca­li­for­nia Uni­ver­si­ty in Ber­kley be­ton­te die zen­tra­le Rolle der Un­ter­neh­men für die Zu­kunft un­se­rer Volks­wirt­schaf­ten. Er pro­kla­mier­te den Über­gang von mul­ti­na­tio­na­len zu meta-mul­ti­na­tio­na­len Un­ter­neh­men und stell­te dabei klar, dass ein Land nur so gut ist wie seine Un­ter­neh­men. Zudem ap­pel­lier­te er vor allem an die Be­weg­lich­keit und Fle­xi­bi­li­tät der Un­ter­neh­men («dy­na­mic ca­pa­bi­li­tes») als kri­ti­schen Er­folgs­fak­tor für die di­gi­ta­le Zu­kunft.

Für die Schweiz sind Of­fen­heit und in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung zen­tral, wie wir sie auch in un­se­rer Aus­sen­wirt­schafts­stra­te­gie for­dern.

Zu den sel­ben Schlüs­sen sind auch wir in un­se­rer Di­gi­ta­li­sie­rungs­bro­schü­re ge­kom­men. Für die Schweiz sind Of­fen­heit und in­ter­na­tio­na­le Ver­net­zung zen­tral, wie wir sie auch in un­se­rer Aus­sen­wirt­schafts­stra­te­gie for­dern. Wel­chen Platz unser Land in einer di­gi­ta­len Welt hat, wird zudem Fo­kus­the­ma der nächs­ten Be­gleit­grup­pe Di­gi­ta­li­sie­rung von eco­no­mie­su­is­se sein.