Une pomme et une poire: comparaison des soins médicaux

Am­bu­lan­te und sta­tio­nä­re Leis­tun­gen soll man gleich fi­nan­zie­ren

Chur­chill soll ein­mal ge­sagt haben: «Wenn ich drei Öko­no­men frage, dann be­kom­me ich vier Mei­nun­gen!» Die­ses Bon­mot gilt für viele Be­rei­che der Ge­sund­heits­öko­no­mie, mit einer pro­mi­nen­ten Aus­nah­me: die ein­heit­li­che Fi­nan­zie­rung von am­bu­lan­ten und sta­tio­nä­ren Leis­tun­gen (EFAS). Hier sind sich alle einig: Wenn man un­er­wünsch­te, öko­no­mi­sche Ver­zer­run­gen ver­mei­den will, muss man ein­heit­lich fi­nan­zie­ren. Lei­der sehen das die Kan­to­ne an­ders. Nur des­halb war­tet die EFAS auch 21 Jahre nach Ein­füh­rung des Kran­ken­ver­si­che­rungs­ge­set­zes auf ihre Ver­wirk­li­chung.

Die Par­la­men­ta­ri­sche In­itia­ti­ve «Fi­nan­zie­rung der Ge­sund­heits­leis­tun­gen aus einer Hand. Ein­füh­rung des Mo­nis­mus» von Na­tio­nal­rä­tin Ruth Hum­bel ist ein Ever­green. 2009 wurde sie ein­ge­reicht, 2011 von den Kom­mis­sio­nen bei­der Räte an­ge­nom­men und da­nach wurde alle zwei Jahre eine Frist­ver­län­ge­rung ge­währt. Das letz­te Mal in der ver­gan­ge­nen Win­ter­ses­si­on. Wieso wird diese In­itia­ti­ve nicht um­ge­setzt, ob­wohl ihr An­lie­gen be­reits frü­her schon mehr­mals vom Par­la­ment über­wie­sen wurde?

Wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für ein ef­fi­zi­en­tes Ge­sund­heits­sys­tem

Frü­her war die Ein­tei­lung in am­bu­lan­te und sta­tio­nä­re Be­hand­lun­gen klar. War je­mand schwer krank, muss­te er ins Spi­tal und somit sta­tio­när be­han­delt wer­den. Wenn es kei­nen Ent­schei­dungs­spiel­raum gibt, dann ist das Fi­nan­zie­rungs­re­gime nicht ent­schei­dend. Mit der tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung hat sich diese Si­tua­ti­on aber ra­di­kal ge­än­dert. Die Wahl zwi­schen am­bu­lant und sta­tio­när ist heute alles an­de­re als ein­deu­tig. Arzt und Pa­ti­ent kön­nen häu­fig wäh­len, ob ein Ein­griff im Spi­tal mit oder ohne Über­nach­tung durch­ge­führt wird. Das wie­der­um hat Aus­wir­kun­gen auf die Ver­gü­tung. Wenn die Ver­gü­tung un­gleich fi­nan­ziert wird, haben die Ak­teu­re öko­no­mi­sche An­rei­ze, eine be­stimm­te Form der Be­hand­lung vor­zu­zie­hen. Dies gilt es zu ver­hin­dern, da sol­che Ver­zer­run­gen die Ef­fi­zi­enz der Be­hand­lung be­ein­träch­ti­gen und somit zu­sätz­li­che Kos­ten für die All­ge­mein­heit be­deu­ten.

Un­ter­schied mo­nis­ti­sche Fi­nan­zie­rung und ein­heit­li­che Fi­nan­zie­rung

Das An­lie­gen einer ein­heit­li­chen Fi­nan­zie­rung ist sehr alt. Be­reits in den 1990er-Jah­ren wurde sie in den ge­sund­heits­öko­no­mi­schen Se­mi­na­ren an den Uni­ver­si­tä­ten ge­lehrt. Al­ler­dings sprach man da­mals von der mo­nis­ti­schen Fi­nan­zie­rung, kurz vom Mo­nis­mus. Was ist der Un­ter­schied? Der Mo­nis­mus ist eine Son­der­form der ein­heit­li­chen Fi­nan­zie­rung. Dabei fi­nan­ziert man die Leis­tun­gen nicht nur ein­heit­lich, son­dern auch aus einer Hand. Die Ge­sund­heits­öko­no­mie schlägt meis­tens die Kran­ken­ver­si­che­rer als Mo­nis­ten vor, weil sie bei am­bu­lan­ten Leis­tun­gen diese Funk­ti­on be­reits in­ne­ha­ben. Heute ist man sich einig, dass eine ein­heit­li­che Fi­nan­zie­rung aus po­li­ti­schen Grün­den auch dual um­ge­setzt wer­den kann, indem Ver­si­che­rer und Kan­to­ne alle Leis­tun­gen ge­mein­sam fi­nan­zie­ren, auf­ge­teilt nach einem be­stimm­ten Schlüs­sel. Man spricht von einer Be­tei­li­gung der Kan­to­ne von 25 bis 30 Pro­zent an allen Kran­ken­ver­si­che­rungs­leis­tun­gen. 

Hemm­schuh Kan­to­ne

Die Kan­to­ne an­er­ken­nen zwar die Pro­ble­ma­tik, aber sie wol­len ihre «Mehr­heits­be­tei­li­gung» bei den sta­tio­nä­ren Leis­tun­gen nicht auf­ge­ben. Weil sie bei Spi­tal­auf­ent­hal­ten 55 Pro­zent der Kos­ten fi­nan­zie­ren, glau­ben sie, mehr Macht über die Steue­rung sta­tio­nä­rer Leis­tun­gen zu haben. Ganz nach dem Motto: «Wer zahlt, be­fiehlt.» Al­lein, diese Ein­schät­zung hat sich in der Ver­gan­gen­heit als Trug­schluss er­wie­sen. Weil die Kan­to­ne an das Ge­setz ge­bun­den sind und sta­tio­nä­re Leis­tun­gen ab­gel­ten müs­sen, sind ihre Kos­ten für diese Leis­tun­gen seit 2008 um einen Drit­tel ge­stie­gen. Der Kos­ten­an­stieg war dem­nach genau so stark wie bei sämt­li­chen, von den Kran­ken­ver­si­che­run­gen be­zahl­ten Leis­tun­gen. Die ver­meint­li­che Macht­po­si­ti­on hat die Kan­to­ne in fi­nan­zi­el­le Schief­la­ge ge­bracht. Das haben die Ge­sund­heits­di­rek­to­rin­nen und -di­rek­to­ren zwar er­kannt. Sie wol­len nun mit­hil­fe von am­bu­lan­ten Lis­ten ihre Kan­tons­fi­nan­zen sa­nie­ren. Doch sol­che Lis­ten haben zu­sätz­li­chen ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­wand zur Folge, lösen die öko­no­mi­schen Ver­zer­run­gen nur teil­wei­se und schaf­fen sogar neue. Das ist scha­de, denn mit der EFAS harrt eine ein­fa­che und wir­kungs­vol­le Re­form des Kran­ken­ver­si­che­rungs­sys­tems einer Um­set­zung.