Nützt es nichts, so scha­det es

Von Bü­ro­kra­tie­mons­tern ist in Bun­des­bern viel die Rede. Ge­ra­de vor dem Hin­ter­grund des star­ken Fran­kens wird von allen Sei­ten ge­for­dert, die Flut an neuen Re­gu­lie­run­gen zu brem­sen. Es ist ganz ein­fach, etwas zu tun: Stif­tet ein Ge­setz kei­nen er­sicht­li­chen Nut­zen, muss die Po­li­tik den roten Knopf drü­cken – zum Bei­spiel in der De­tail­be­ra­tung zur «Grü­nen Wirt­schaft».

Der fran­zö­si­sche Schrift­stel­ler, Phi­lo­soph und Staats­theo­re­ti­ker Charles-Louis de Mon­tes­quieu wuss­te es be­reits im frü­hen 17. Jahr­hun­dert: «Wenn es nicht un­be­dingt not­wen­dig ist, ein Ge­setz zu er­las­sen, ist es un­be­dingt not­wen­dig, ein Ge­setz nicht zu er­las­sen.» Auch die bür­ger­li­chen Po­li­ti­ke­rin­nen und Po­li­ti­ker wis­sen das, wes­halb sie im Rah­men ihres Schul­ter­schlus­ses ge­mein­sam gegen den an­hal­ten­den Staats­aus­bau an­kämp­fen wol­len.

In die­sen Tagen bie­tet sich eine gute Ge­le­gen­heit, den Wor­ten auch Taten fol­gen zu las­sen. Auf der Agen­da des Na­tio­nal­rats steht die De­tail­be­ra­tung zum re­vi­dier­ten Um­welt­schutz­ge­setz. Die­ser in­di­rek­te Ge­gen­vor­schlag zur In­itia­ti­ve «Grüne Wirt­schaft» ist bis­her hef­tig um­strit­ten, der Na­tio­nal­rat ist in der letz­ten Ses­si­on nur mit Stich­ent­scheid des Prä­si­den­ten über­haupt auf die De­bat­te ein­ge­tre­ten. Das hat gute Grün­de: Die Schwei­zer Wirt­schaft stemmt sich (mit we­ni­gen Aus­nah­men von Pro­fi­teu­ren, die es immer gibt) ve­he­ment gegen die Vor­la­ge. Warum? 

Staat­li­che Res­sour­cen-Re­gu­lie­rung führt nicht zu Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen, son­dern ver­lang­samt die Ent­wick­lungs­dy­na­mik.

Da­hin­ter steckt selbst­ver­ständ­lich keine Igno­ranz ge­gen­über Um­welt­an­lie­gen und schon gar keine Ab­nei­gung gegen Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz. Im Ge­gen­teil: Schwei­zer Un­ter­neh­men ar­bei­ten tag­täg­lich daran, ihre Res­sour­cen ef­fi­zi­en­ter ein­zu­set­zen und die Ma­te­ri­al­flüs­se und den En­er­gie­ver­brauch zu op­ti­mie­ren. Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz liegt im ur­ei­gens­ten In­ter­es­se der Wirt­schaft und die Schweiz be­legt im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich be­reits den Spit­zen­platz. Und genau darum leh­nen die Un­ter­neh­men die Vor­la­ge ab: Eine staat­li­che Res­sour­cen-Re­gu­lie­rung führt nicht zu Ef­fi­zi­enz­stei­ge­run­gen, son­dern sie ver­lang­samt die Ent­wick­lungs­dy­na­mik und scha­det damit letzt­lich sogar den gut­ge­mein­ten Ab­sich­ten, die hin­ter der Vor­la­ge ste­hen. 

Im Fall der Be­ra­tung zur «Grü­nen Wirt­schaft» ist der Fall des­halb klar: Diese Vor­la­ge hat die Schaf­fung neuer um­fas­sen­der Bun­des­kom­pe­ten­zen zur Folge, und das ohne er­sicht­li­chen Hand­lungs­be­darf. Ein Pa­pier­ti­ger, der das Bü­ro­kra­tie­mons­ter wei­ter an­wach­sen lässt. 

Des­halb liebe Na­tio­nal­rä­tin­nen und Na­tio­nal­rä­te: Drü­cken Sie bei die­sem un­nö­ti­gen Ge­setz den roten Knopf, um wirk­lich etwas gegen die Re­gu­lie­rungs­flut zu un­ter­neh­men!