20 Jahre EWR: Eine er­folg­rei­che Nie­der­la­ge

Die da­ma­li­gen Ver­tre­ter der Wirt­schaft setz­ten sich vor 20 Jah­ren en­ga­giert für den EWR ein – und ver­lo­ren. Mit ihr die Lan­des­re­gie­rung und die Mehr­heit von Par­tei­en und Par­la­ment. Beide – der EWR und die Schweiz – haben sich aber seit­her stark ver­än­dert. Beim EWR sind heute nur noch Is­land, Liech­ten­stein und Nor­we­gen dabei, wäh­rend die an­de­ren ur­sprüng­li­chen EWR-Staa­ten Mit­glied der EU ge­wor­den sind. Die Schweiz hat sich ih­rer­seits ge­gen­über der EU stark ge­öff­net und dank der Bi­la­te­ra­len I und II den ge­gen­sei­ti­gen Markt­zu­gang in wich­ti­gen Be­rei­chen ab­ge­si­chert. Heute ist unser Land der dritt­wich­tigs­te Wirt­schafts­part­ner der EU, vor Län­dern wie Russ­land, Japan oder In­di­en. Um­ge­kehrt ist die EU mit 60 Pro­zent An­teil mit Ab­stand unser wich­tigs­ter Ex­port- und mit 80 Pro­zent unser wich­tigs­ter Im­port­markt. Unser Aus­sen­han­del mit der EU steigt wei­ter­hin an, seit 1993 wert­mäs­sig um 100,5 Pro­zent. Und heute steht die Schweiz – mit einem jähr­lich wie­der­keh­ren­den Han­dels­bi­lanz­über­schuss zu­guns­ten der EU von zirka 40 Mil­li­ar­den Fran­ken für Güter und Dienst­leis­tun­gen – als ech­ter Wachs­tums­mo­tor für die EU da.

​​Das EWR-Nein ist da­mals nicht ohne Fol­gen ge­blie­ben. Nach dem Volks­ent­scheid stand die Schweiz unter hohem Re­form­druck. Mit der Swiss­lex wur­den in den 1990er-Jah­ren wich­ti­ge Ver­än­de­run­gen ein­ge­lei­tet und ein zen­tra­ler Bau­stein für die heu­ti­ge in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit un­se­res Wirt­schafts­stand­orts ge­legt. Ein wei­te­rer, tief grei­fen­der Struk­tur­wan­del setz­te in der Wirt­schaft ein: Die Un­ter­neh­men be­gan­nen, sich ver­mehrt in Märk­te aus­ser­halb Eu­ro­pas zu in­te­grie­ren. Heute sind die Schwei­zer Un­ter­neh­men sehr gut in die Welt­wirt­schaft in­te­griert.

Klar müs­sen un­se­re Be­zie­hun­gen zur EU re­gel­mäs­sig über­prüft und alle Op­tio­nen un­vor­ein­ge­nom­men ab­ge­wo­gen wer­den. Wer heute nach dem EWR ruft, muss dies aber im Kon­text der Glo­ba­li­sie­rung und der ein­set­zen­den welt­po­li­ti­schen Macht­ver­schie­bun­gen Rich­tung Asien tun. Die eu­ro­pa­po­li­ti­sche Di­men­si­on al­lei­ne reicht nicht. Vor die­sem Hin­ter­grund ist der Stand­punkt der Wirt­schaft klar: Unser Land konn­te aus dem EWR-Nein vor 20 Jah­ren Ka­pi­tal schla­gen, indem der ein­ge­schla­ge­ne bi­la­te­ra­le Weg so­wohl für die Schweiz wie für die EU wirt­schaft­lich sehr in­ter­es­sant aus­ge­stal­tet und gleich­zei­tig un­se­re Be­zie­hun­gen zu auf­stre­ben­den Märk­ten nach­hal­tig auf­ge­baut wer­den konn­ten. Dies gilt heute mehr denn je.