Keine un­ge­rech­te Dop­pel­be­steue­rung mit dem Radio- und Fern­seh­ge­setz

Das Bun­des­ge­setz über Radio und Fern­se­hen wird re­vi­diert. Vor dem Hin­ter­grund der tech­no­lo­gi­schen Ver­än­de­run­gen möch­te der Bun­des­rat zu Recht eine ge­rä­te­un­ab­hän­gi­ge Radio- und Fern­seh­ab­ga­be ein­füh­ren. Die vor­ge­se­he­ne Lö­sung ist ef­fi­zi­en­ter und kos­ten­güns­ti­ger. Lei­der ent­wi­ckelt sie sich aber zu einer neuen Steu­er – sogar einer dop­pel­ten. Das muss kor­ri­giert wer­den.

ICT

​Durch das Ver­schmel­zen un­ter­schied­li­cher Tech­no­lo­gi­en – die so­ge­nann­te Kon­ver­genz – wird die Ab­gren­zung von Radio- und Fern­seh­emp­fangs­ge­rä­ten immer schwie­ri­ger, da diese Pro­gram­me auch über jeden PC und jedes Handy emp­fan­gen wer­den kön­nen. Die ak­tu­el­le Re­vi­si­on des Radio- und Fern­seh­ge­set­zes ver­sucht die­sem Um­stand nun ge­recht zu wer­den.

Die Ab­sicht ist rich­tig und die Wirt­schaft be­grüsst die ge­plan­te Ver­ein­fa­chung. Die vor­ge­se­he­ne Er­he­bung einer ge­rä­te­un­ab­hän­gi­gen Radio- und Fern­seh­ab­ga­be von Un­ter­neh­men hat aber eine un­ge­recht­fer­tig­te Dop­pel­be­steue­rung von Radio- und Fern­seh­nut­zern zur Folge. Wer ar­bei­tet, be­zahlt so­wohl zu Hause als auch am Ar­beits­platz Ge­büh­ren. Da­durch wird das Äqui­va­lenz­prin­zip, wo­nach jeder Bür­ger nur für die ef­fek­tiv in An­spruch ge­nom­me­ne Leis­tung des Staa­tes ent­spre­chend be­zah­len soll, ver­letzt: Er­werbs­tä­ti­ge Me­di­en­nut­zer wer­den zwei­mal fis­ka­lisch zur Kasse ge­be­ten, ein­mal als pri­va­te Bür­ger und ein­mal als Ar­beit­neh­mer via das Un­ter­neh­men, das sie an­stellt. Damit müs­sen er­werbs­tä­ti­ge mehr be­zah­len als nichter­werbs­tä­ti­ge Me­di­en­nut­zer. Eine sol­che Dop­pel­be­steue­rung ist weder ge­recht noch sinn­voll.

Zudem ver­wan­delt sich die heu­ti­ge Radio- und Fern­seh­ge­bühr durch den Sys­tem­wech­sel fak­tisch in eine neue Steu­er. Denn die Wahl­frei­heit der Me­di­en­kon­su­men­ten wird ein­ge­schränkt. Mit der neuen Lö­sung wird es nicht mehr mög­lich sein, durch den be­wuss­ten Ver­zicht auf den Be­sitz eines Emp­fangs­ge­räts von der Zah­lung der Ge­bühr be­freit zu wer­den. Die Ein­füh­rung der ge­rä­te­un­ab­hän­gi­gen Ab­ga­be er­hält damit für ge­wis­se Bür­ger und Un­ter­neh­men den Cha­rak­ter einer Steu­er, die ohne Ge­gen­leis­tung ge­schul­det ist. Hier braucht es wei­ter­hin die Mög­lich­keit, sich bei be­wuss­tem Nicht-Kon­sum des me­dia­len Ser­vice pu­blic von der Ab­ga­be be­frei­en zu kön­nen. Dies be­dingt eine frei­heit­li­che Me­di­en­ord­nung.