Schweiz bleibt ohne Prä­ven­ti­ons­ge­setz

Nach­dem der Stän­de­rat den An­trag der Ei­ni­gungs­kon­fe­renz ab­ge­lehnt hat, ist nach 1984 auch der zwei­te An­lauf für ein Prä­ven­ti­ons­ge­setz ge­schei­tert. eco­no­mie­su­is­se hat sich für ein schlan­kes Rah­men­ge­setz aus­ge­spro­chen, weil es einen ef­fi­zi­en­te­ren Mit­tel­ein­satz er­laubt hätte. Nun wer­den die Bun­des­gel­der wie bis­her ohne ko­hä­ren­te Stra­te­gie und Ziel­set­zun­gen aus­ge­ge­ben. Zudem müs­sen Volks­krank­hei­ten wie Krebs oder Dia­be­tes wei­ter­hin ohne ge­setz­li­che Grund­la­ge be­kämpft wer­den.

Vom nun ge­schei­ter­ten Bun­des­ge­setz über Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung ver­sprach man sich eine bes­se­re Ko­or­di­na­ti­on und Ef­fi­zi­enz von Prä­ven­ti­ons-, Ge­sund­heits­för­de­rungs- und Früh­er­ken­nungs­mass­nah­men. Der Bun­des­rat woll­te damit eine Ge­set­zes­lü­cke schlies­sen, denn heute und in nächs­ter Zu­kunft exis­tie­ren – mit Aus­nah­me des Rheu­ma­ge­set­zes – nur bei über­trag­ba­ren Krank­hei­ten die ent­spre­chen­den Ge­set­zes­tex­te. Des­halb woll­te der Bund neu auch für stark ver­brei­te­te oder bös­ar­ti­ge Krank­hei­ten eine ge­setz­li­che Grund­la­ge haben. Aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se braucht es für ein wett­be­werbs­ori­en­tier­tes und leis­tungs­fä­hi­ges Ge­sund­heits­sys­tem eine gute Prä­ven­ti­ons­po­li­tik. Dabei ist eine Ko­or­di­na­ti­on der Prä­ven­ti­ons­mass­nah­men wich­tig, weil heute viele Ak­teu­re mit un­ter­schied­li­chen staat­li­chen Fi­nan­zie­rungs­quel­len aktiv sind, ohne eine ko­hä­ren­te Po­li­tik zu be­trei­ben. eco­no­mie­su­is­se for­dert daher, dass die Ko­or­di­na­ti­on auch ohne Prä­ven­ti­ons­ge­setz ver­bes­sert wird.

Brei­ter Wi­der­stand wurde pro­vo­ziert
Der Bun­des­rat hat mit sei­ner 2010 pu­bli­zier­ten Bot­schaft zum Prä­ven­ti­ons­ge­setz un­nö­tig viel Wi­der­stand ge­weckt. Das im neuen Ge­setz vor­ge­se­he­ne öf­fent­li­che Prä­ven­ti­ons­in­sti­tut galt als Ver­staat­li­chungs­ver­such und wurde von der ge­sam­ten Wirt­schaft strik­te ab­ge­lehnt. Der allzu gross­zü­gi­ge Fi­nan­zie­rungs­rah­men liess ge­ne­rell eine Aus­deh­nung der bun­des­staat­li­chen Prä­ven­ti­ons­ak­ti­vi­tä­ten, ins­be­son­de­re auch auf die Kan­to­ne, be­fürch­ten. Schliess­lich sahen viele die vor­ge­se­he­ne Ge­sund­heits­fol­gen­ab­schät­zung für sämt­li­che grös­se­ren Bun­des­pro­jek­te als Me­ne­te­kel für den Ge­sund­heits­staat. Die so pro­vo­zier­te Skep­sis konn­te auch der stark ver­bes­ser­te und ord­nungs­po­li­tisch ver­tret­ba­re Schluss­ent­wurf nicht mehr ab­schüt­teln.

Wie wei­ter?
Im Vor­der­grund der Prä­ven­ti­ons­po­li­tik müs­sen Sub­si­dia­ri­tät und Ei­gen­ver­ant­wor­tung ste­hen. Staat­li­che Mo­no­po­le, wie sie in der Bot­schaft vor­ge­se­hen waren, hat das Par­la­ment zu Recht ab­ge­wie­sen. Ge­ziel­te und mass­ge­schnei­der­te Prä­ven­ti­on und Ge­sund­heits­för­de­rung da­ge­gen wir­ken sich ge­samt­wirt­schaft­lich po­si­tiv aus. In­ves­ti­tio­nen in die­sen Be­rei­chen kön­nen Krank­heits­fäl­le und Pfle­ge­be­dürf­tig­keit ver­mei­den be­zie­hungs­wei­se hin­aus­zö­gern. Neben mass­vol­len und ziel­grup­pen­spe­zi­fi­schen Prä­ven­ti­ons­pro­gram­men ist die Selbst­ver­ant­wor­tung jedes Ein­zel­nen für ein ge­sund­heits­för­dern­des Ver­hal­ten mit­tels ge­ziel­ten An­rei­zen zu stär­ken. Mit hö­he­rem Ge­sund­heits­be­wusst­sein und ent­spre­chen­dem in­di­vi­du­el­lem Ver­hal­ten kön­nen un­nö­ti­ges Leid ver­mie­den und Ge­sund­heits­kos­ten ge­spart wer­den. Auch ohne Prä­ven­ti­ons­ge­setz ist die Prä­ven­ti­on Teil einer guten Ge­sund­heits­po­li­tik.