Simonetta Sommaruga spricht vor Parlament

Ab­sa­ge an eine iso­la­tio­nis­ti­sche Zu­wan­de­rungs­po­li­tik

​Mit sei­ner kla­ren Ab­leh­nung der SVP-In­itia­ti­ve «gegen Mas­sen­ein­wan­de­rung» setzt der Na­tio­nal­rat ein wich­ti­ges Si­gnal: Ra­di­ka­le An­sät­ze sind nicht ge­eig­net, die Zu­wan­de­rungs­po­li­tik der Schweiz zu ver­bes­sern. Eine Kün­di­gung des Per­so­nen­frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens setzt die bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge mit der EU fahr­läs­sig aufs Spiel und blen­det aus, dass der Wohl­stand der Schweiz stark von der Zu­wan­de­rung ab­hän­gig ist.

​In einer re­kord­ver­däch­tig lan­gen De­bat­te hat sich der Na­tio­nal­rat heute mit der SVP-In­itia­ti­ve «gegen Mas­sen­ein­wan­de­rung» be­schäf­tigt und diese mit 128:49 Stim­men sehr deut­lich zur Ab­leh­nung emp­foh­len. Bür­ger­li­che Po­li­ti­ker und Ver­tre­ter des links-grü­nen La­gers be­ton­ten in sel­te­ner Ein­hel­lig­keit den gros­sen Nut­zen der Zu­wan­de­rung und warn­ten davor, auf eine iso­la­tio­nis­ti­sche Po­li­tik um­zu­schwen­ken.

Die Schweiz hat die Chan­cen, die der gros­se eu­ro­päi­sche Ar­beits­markt bie­tet, in den letz­ten Jah­ren op­ti­mal ge­nutzt. Den hie­si­gen Un­ter­neh­men er­mög­lich­te das Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men, genau jene Ar­beits­kräf­te zu fin­den, die in der Schweiz zu­neh­mend rar sind: hoch qua­li­fi­zier­te Spe­zia­lis­ten für die IT-Bran­che, die For­schung und das Ge­sund­heits­we­sen eben­so wie Fach­kräf­te für das Bau­ge­wer­be, die Land­wirt­schaft oder die Ho­tel­le­rie. Die kon­stant tiefe Ar­beits­lo­sig­keit un­ter­streicht, dass diese Zu­wan­de­rer keine Ein­hei­mi­schen ver­drän­gen, son­dern drin­gend ge­braucht wer­den.

In­itia­ti­ve bringt vor allem viel Bü­ro­kra­tie
In der Na­tio­nal­rats­de­bat­te wurde ehr­li­cher­wei­se auch über die Be­gleit­erschei­nun­gen des Be­völ­ke­rungs­wachs­tums ge­spro­chen. Für Woh­nungs­knapp­heit, Ver­kehrs­pro­ble­me und Zer­sied­lung sei die Mi­gra­ti­on aber nur teil­wei­se ver­ant­wort­lich, so der Tenor. Der po­li­ti­sche Wille, diese Punk­te ge­zielt an­zu­ge­hen, ist vor­han­den. Wie die Wirt­schaft ist aber auch die Par­la­ments­mehr­heit über­zeugt, dass der von der SVP vor­ge­schla­ge­ne Weg hier keine Ver­bes­se­run­gen bringt.

Bun­des­rä­tin Si­mo­net­ta Som­maru­ga legte ab­schlies­send dar, dass eine Rück­kehr zu einem Kon­tin­gent­sys­tem «vor allem Bü­ro­kra­tie, und zwar viel Bü­ro­kra­tie» be­deu­te. Wo die Zu­wan­de­rung ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Ge­sell­schaft habe, müss­ten ge­mein­sam mit den Kan­to­nen, Städ­ten und So­zi­al­part­nern Lö­sun­gen ge­fun­den wer­den. Die In­itia­ti­ve aber schaf­fe nur neue Pro­ble­me: Bei einer An­nah­me wür­den in­ner­halb we­ni­ger Mo­na­te die Bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge I da­hin­fal­len.