Cle­an­tech ist Trumpf, aber nur ohne staat­li­che Um­ver­tei­lung

Cle­an­tech ist ein Wachs­tums­be­reich in der Schweiz – dies be­legt nach Stu­di­en des Bun­des und von eco­no­mie­su­is­se nun auch eine Un­ter­su­chung im Auf­trag der SP Schweiz. Al­ler­dings müs­sen die Er­geb­nis­se der Au­to­ren mit Vor­sicht in­ter­pre­tiert wer­den, denn hin­ter den Wachs­tums­zah­len ste­hen mas­si­ve Um­ver­tei­lun­gen.
Heute hat die SP Schweiz ihre Cle­an­tech-In­itia­ti­ve ein­ge­reicht und gleich­zei­tig eine Auf­trags­stu­die der Uni­ver­si­tät Lau­sanne prä­sen­tiert. Diese rech­net mit 167'000 neuen Ar­beits­plät­zen, die im Cle­an­tech-Be­reich ge­schaf­fen wer­den könn­ten. Damit stos­sen die Stu­di­en­au­to­ren ins glei­che Horn wie die SP-In­iti­an­ten, die dank ihrer In­itia­ti­ve 100'000 neue Ar­beits­plät­ze ver­spre­chen. Al­ler­dings sind beide Pro­gno­sen mit gros­ser Vor­sicht zu ge­nies­sen: Denn diese Ar­beits­plät­ze wer­den nur des­halb ge­schaf­fen, weil im Be­reich er­neu­er­ba­re En­er­gi­en und En­er­gie­ef­fi­zi­enz un­wirt­schaft­li­che Pro­jek­te mit staat­li­chen Mit­teln rea­li­siert wer­den sol­len.

Ge­plant sind etwa die Auf­he­bung des heu­ti­gen De­ckels bei der kos­ten­de­cken­den Ein­spei­se­ver­gü­tung (KEV) sowie Sub­ven­tio­nen im Ge­bäu­de­be­reich. Die Fi­nan­zie­rung die­ser zu­sätz­li­chen Kos­ten er­folgt durch neue Ab­ga­ben, schwer­ge­wich­tig im En­er­gie­be­reich. Be­las­tet wer­den da­durch vor allem die Un­ter­neh­men und Haus­hal­te, die die hö­he­ren Strom­prei­se be­rap­pen müs­sen. In Deutsch­land hat die Ent­de­cke­lung der KEV Kos­ten von 120 Mil­li­ar­den Euro ver­ur­sacht. In Spa­ni­en wur­den pro Ar­beits­platz in der So­lar­bran­che 650'000 Euro aus­ge­ge­ben. Heute sind beide Län­der daran, die Ent­de­cke­lung rück­gän­gig zu ma­chen – ent­spre­chend wer­den viele Ar­beits­plät­ze wie­der ver­schwin­den. Stu­di­en zei­gen zudem, dass unter dem Strich gar ne­ga­ti­ve Be­schäf­ti­gungs­ef­fek­te re­sul­tie­ren: Denn durch die hohen Ab­ga­ben für Un­ter­neh­men wer­den mehr Jobs ver­nich­tet als neue ent­ste­hen. Ein spa­ni­sche Stu­die kommt zum Schluss, dass pro sub­ven­tio­nier­ten Ar­beits­platz 2,5 klas­si­sche Ar­beits­plät­ze in der Pri­vat­in­dus­trie ver­nich­tet wer­den. Es ist an­zu­fü­gen, dass die Stu­die der SP Schweiz diese Um­ver­tei­lungs­wir­kung nicht un­ter­sucht, son­dern sich auf Mo­ment­auf­nah­men kon­zen­triert.

eco­no­mie­su­is­se sagt Ja zu Cle­an­tech, ver­langt aber, dass von einer über­di­men­sio­nier­ten und volks­wirt­schaft­lich ge­fähr­li­chen Sub­ven­ti­ons­po­li­tik, wie sie die SP Schweiz for­dert, Ab­stand ge­nom­men wird. Cle­an­tech funk­tio­niert seit Jah­ren, auch ohne staat­li­che Sub­ven­tio­nen. Die er­folg­rei­chen Cle­an­tech-Fir­men brau­chen vor allem gute Rah­men­be­din­gun­gen. Die Schweiz ist be­reits heute in vie­len Be­rei­chen welt­weit füh­rend und be­legt im Ran­king der UNEP (4/2011) den Platz des bes­ten Lan­des hin­sicht­lich der Fä­hig­keit, Wohl­stand und Um­welt in Ein­klang zu brin­gen. Es be­steht weder ein spe­zi­el­ler För­de­rungs- noch Hand­lungs­be­darf, um zu­sätz­li­che staat­li­che Sub­ven­tio­nen aus­zu­schüt­ten.

Mehr zur Cle­an­tech-Stu­die der ETH im Auf­trag von eco­no­mie­su­is­se:
- dos­sier­po­li­tik «Cle­an­tech: Chan­ce für die ge­sam­te Schwei­zer Wirt­schaft» als PDF