​​Trumps Zölle – «speak loud­ly and carry a big stick»​

Das Wich­tigs­te in Kürze: ​

  • Die Ab­hän­gig­keit vom US-Markt macht viele Ex­por­teu­re an­fäl­lig für wirt­schaft­li­chen Druck.
  • Sie kön­nen US-Zölle oft nicht voll­stän­dig wei­ter­ge­ben, was ihre Mar­gen schmä­lert.
  • Trumps Zoll­po­li­tik ver­stärkt glo­ba­le Un­si­cher­hei­ten.

​​Do­nald Trump hat ein neues Lieb­lings­wort «Zölle». Doch kann sich die USA leis­ten, einen Zoll­krieg zu ent­fa­chen? Scha­det dies dem Land nicht mehr als es nützt? Die Ant­wor­ten sind schnell zur Hand: In den USA wür­den die Prei­se stei­gen, weil die Kon­su­men­ten mehr für Im­por­te zah­len müss­ten. Ein An­hei­zen der In­fla­ti­on würde dem Land öko­no­misch und Trump po­li­tisch scha­den. Der Spuk sei daher schnell vor­bei. Lei­der ist die Sache nicht so ein­fach. Trump hat in einem Zoll­krieg «a big stick». ​

Prä­si­dent Theo­do­re Roo­se­velt ver­wen­de­te oft das Bon­mot «Speak soft­ly and carry a big stick». Er mein­te damit, man solle Ver­hand­lun­gen ruhig und sach­lich an­ge­hen aber im Wis­sen darum, dass man im Hin­ter­grund ein er­heb­li­ches Droh­po­ten­zi­al hat, sei dies auf­grund der mi­li­tä­ri­schen Macht oder sons­ti­gen Stär­ken. Trump redet nun nicht mehr sanft, son­dern im Ge­gen­teil laut und schrill, aber im ge­nau­en Wis­sen, dass er sich auf einen «Big Stick» ver­las­sen kann. ​

​Trumps Zölle sind eine Her­aus­for­de­rung für die Welt­wirt­schaft ​

​Der «Big Stick» der USA ist nicht in ers­ter Linie die mi­li­tä­ri­sche Macht. Viel­mehr ist es die Macht des Mark­tes. Die Ex­por­teu­re in an­de­ren Län­dern sind auf die Kauf­freu­dig­keit der U.S.-ame­ri­ka­ni­schen Kon­su­men­ten an­ge­wie­sen. Nichts ver­deut­licht die Grös­sen­ver­hält­nis­se bes­ser als die un­ten­ste­hen­de Gra­fik: Der Kon­sum der pri­va­ten Haus­hal­te in China be­trägt etwas mehr als ein Drit­tel der USA. Die Auf­hol­jagd Chi­nas hat auf­grund der Im­mo­bi­li­en­kri­se ein jähes Ende ge­nom­men. Auch die EU ist zu­rück­ge­fal­len. Ihre Be­völ­ke­rung kon­su­miert nur etwas mehr als die Hälf­te des­sen der USA. Und weil die US-Ame­ri­ka­ner so viel mehr kon­su­mie­ren als alle an­de­ren Län­der die­ser Welt, ist es für die Ex­por­teu­re der­mas­sen ent­schei­dend, in den USA prä­sent zu sein.

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​Die Macht der US Zölle: Aus­wir­kun­gen auf Ex­por­teu­re ​

​Die Trump-Zölle ver­schaf­fen den USA unter Um­stän­den sogar einen Vor­teil. Der «Big Stick» der USA wird durch fol­gen­den Sach­ver­halt ver­stärkt. Weil die Ex­por­teu­re in allen Län­dern auf ihre Ver­käu­fe in den USA an­ge­wie­sen sind, wer­den sie all­fäl­li­ge Zölle nicht voll auf die Kon­su­men­ten ab­wäl­zen kön­nen. Mit an­de­ren Wor­ten wird ein mehr oder we­ni­ger gros­ser Teil der be­zahl­ten Zölle beim Ex­por­teur lie­gen blei­ben und des­sen Marge schmä­lern. Die Preis­stei­ge­rung in den USA auf Im­por­te wird daher deut­lich ge­rin­ger aus­fal­len als die Höhe der Zölle. Volks­wirt­schaft­lich ist es sogar mög­lich, dass die zu­sätz­li­chen Zoll­ein­nah­men grös­ser sind als der Ver­lust der Kon­su­men­ten (ab­züg­lich des zu­sätz­li­chen Ge­win­nes der ein­hei­mi­schen In­dus­trie). Dann könn­te die USA sogar von den Zöl­len pro­fi­tie­ren, zu­min­dest so­lan­ge die an­de­ren Län­der keine Ge­gen­mass­nah­men er­grei­fen. ​

​Die Trump Zölle funk­tio­nie­ren ge­gen­über ex­port­ori­en­tier­ten Län­dern ​

​Und der «Big Stick» ver­stärkt sich noch­mals: Die Ex­port­an­tei­le der USA lie­gen Wel­ten unter den­je­ni­gen der ex­port­ori­en­tier­ten Län­der wie Deutsch­land, Japan, Me­xi­ko oder auch der Schweiz. Ex­port­ori­en­tier­te Län­der er­wirt­schaf­ten einen grös­se­ren Teil der Wert­schöp­fung im Aus­land. Ergo sind sie ver­wund­ba­rer ge­gen­über Markt­ab­schot­tun­gen, ge­ra­de in der gröss­ten Volks­wirt­schaft der Welt. ​

​Und au­weia! Die Kon­junk­tur in China, in der EU, in Me­xi­ko oder Ka­na­da ist schlep­pend. Man ist drin­gend auf die Er­zie­lung von Wert­schöp­fung im Aus­land an­ge­wie­sen. ​

​Ak­tu­ell also kann Trump mit dem Knüp­pel schwin­gen und ein gros­ses Droh­po­ten­zi­al auf­bau­en. Kurz­fris­tig wird es für das Aus­land schwie­rig, ge­gen­über den For­de­run­gen aus den USA nicht ein­zu­kni­cken. Län­ger­fris­tig aber scha­det das Knüp­pel­schwin­gen allen, dem Rest der Welt, aber auch der USA, wenn ge­ra­de das re­gel­ba­sier­te Welt­han­dels­sys­tem zu Grabe ge­tra­gen wird. Die Un­si­cher­hei­ten über die künf­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen ver­stär­ken sich. Mass­nah­men und Ge­gen­mass­nah­men kön­nen sich hoch­schau­keln, so dass am Ende alle als Ver­lie­rer da­ste­hen. ​