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Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft trifft Bun­des­rat Guy Par­me­lin: Fort­schrei­ten­de Ab­küh­lung der Ex­port­dy­na­mik

An­läss­lich des zehn­ten Run­den Tischs Ex­port­wirt­schaft haben sich heute Diens­tag in Bern hoch­ran­gi­ge Wirt­schafts­ver­tre­te­rin­nen und -ver­tre­ter mit Bun­des­rat Guy Par­me­lin über die ak­tu­el­le Ent­wick­lung und die Aus­sich­ten der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft aus­ge­tauscht. Im Fokus stan­den die ab­ge­kühl­te Ex­port­dy­na­mik, die Eu­ro­pa­po­li­tik, Frei­han­dels­ab­kom­men sowie die Aus­wir­kun­gen der ak­tu­el­len geo­po­li­ti­schen Lage.

In Bern fand heute der zehn­te Runde Tisch Ex­port­wirt­schaft mit Bun­des­rat und Wirt­schafts­mi­nis­ter Guy Par­me­lin statt. Dabei mach­te eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent Chris­toph Mäder deut­lich, dass sich die Lage für viele Ex­port­fir­men wei­ter ver­schärft hat. Trotz Licht­bli­cken in der Phar­ma-, Luft­fahrt- und Bahn­in­dus­trie, ge­stal­tet sich die ak­tu­el­le Si­tua­ti­on für viele Ex­port­bran­chen als schwie­rig: So zum Bei­spiel in der Tech-, Uhren-, Tex­til- und Nah­rungs­mit­tel­in­dus­trie.

Ob­wohl die In­fla­ti­on in der Euro-Zone zu­rück­geht und sich der Fran­ken in jüngs­ter Zeit leicht ab­wer­te­te, ma­chen der Ex­port­wirt­schaft die Fran­ken­stär­ke und die ab­neh­men­de Kauf­kraft in wich­ti­gen Ex­port­märk­ten nach wie vor zu schaf­fen. Das hö­he­re Zins­ni­veau bremst wei­ter­hin In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­kei­ten in vie­len Ab­satz­märk­ten.

Aus­sich­ten für Schwei­zer Ex­port­fir­men blei­ben ein­ge­trübt

Die Aus­sich­ten für die kom­men­den Quar­ta­le sind nicht sehr op­ti­mis­tisch. Aus­schlag­ge­bend dafür sind neben der In­fla­ti­on und dem Zins­ni­veau auch die geo­po­li­ti­sche Si­tua­ti­on. Diese wirkt sich un­mit­tel­bar auf die Lie­fer­ket­ten, Trans­port­we­ge, die Roh­stoff- und En­er­gie­prei­se sowie den Fran­ken aus. Die er­höh­te geo­po­li­ti­sche Un­si­cher­heit hemmt die In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit und schwächt damit die Nach­fra­ge nach In­ves­ti­ti­ons­gü­tern.

Re­gio­nal be­trach­tet setz­te sich die schwa­che Ent­wick­lung des Schwei­zer Aus­sen­han­dels mit Deutsch­land auch im ers­ten Quar­tal 2024 fort. In den USA ist die Wirt­schafts­la­ge hin­ge­gen ver­gleichs­wei­se gut. So haben die Schwei­zer Ex­por­te in die USA im ers­ten Quar­tal 2024 zu­ge­nom­men. Zudem ent­wi­ckel­te sich Chi­nas Wachs­tum im letz­ten Jahr trotz gros­ser Her­aus­for­de­run­gen bes­ser als er­war­tet.

Bi­la­te­ra­le III: Ex­port­in­dus­trie braucht gute Lö­sung

An­ge­sichts der wach­sen­den Her­aus­for­de­run­gen ist eine gute Ver­hand­lungs­lö­sung mit der EU für die Schwei­zer Ex­port­fir­men un­er­läss­lich. Die EU ist und bleibt mit Ab­stand der wich­tigs­te Ex­port­markt der Schweiz. Jeden zwei­ten Fran­ken, den die Schweiz im Ex­port ver­dient, ver­dankt sie den Aus­fuh­ren in die EU. Für die Schwei­zer Wirt­schaft und ihre KMU ist es des­halb es­sen­zi­ell, dass die lang­fris­ti­ge Teil­nah­me am EU-Bin­nen­markt ge­währ­leis­tet ist. Der 25-jäh­ri­ge bi­la­te­ra­le Er­folgs­weg muss ge­si­chert und wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den.

Frei­han­dels­ab­kom­men: Ein un­ver­zicht­ba­res In­stru­ment

Da sich der Mul­ti­la­te­ra­lis­mus der­zeit in der Krise be­fin­det und die Ver­hand­lun­gen mit der EU an­dau­ern, sind Frei­han­dels­ab­kom­men mit Wachs­tums­märk­ten ein un­ver­zicht­ba­res In­stru­ment für die Ex­port­na­ti­on Schweiz. Das im März 2024 un­ter­zeich­ne­te EFTA-Frei­han­dels­ab­kom­men mit In­di­en ist ein Mei­len­stein in der Schwei­zer Aus­sen­wirt­schafts­po­li­tik. Wei­te­re Im­pul­se könn­ten von neuen Frei­han­dels­ab­kom­men mit dem Mer­co­sur, Thai­land oder Viet­nam aus­ge­hen, aber auch die Mo­der­ni­sie­rung be­ste­hen­der Ab­kom­men bleibt wich­tig.

Gute Rah­men­be­din­gun­gen statt In­dus­trie­po­li­tik

Die Ver­tre­ter der Schwei­zer Ex­port­in­dus­trie sind be­sorgt über das welt­wei­te Wie­der­auf­le­ben der In­dus­trie­po­li­tik. Diese ist für die Schweiz kein gang­ba­rer Weg in eine pro­spe­rie­ren­de Zu­kunft. Statt­des­sen soll­te sich die Schweiz wei­ter­hin auf den Er­halt der Stand­ort­qua­li­tät und die Pfle­ge der wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen kon­zen­trie­ren, um at­trak­tiv zu blei­ben. Kurz: Wir müs­sen den Er­folgs­fak­to­ren un­se­rer li­be­ra­len und nach­hal­ti­gen Markt­wirt­schaft mehr Sorge tra­gen. Neue Han­dels­bar­rie­ren, die Schaf­fung einer staat­li­chen In­ves­ti­ti­ons­prü­fung, Steu­ern und Re­gu­lie­run­gen wären zum ak­tu­el­len Zeit­punkt je­doch kon­tra­pro­duk­tiv.