Kein Wahl­kampf auf Kos­ten der Bi­la­te­ra­len

Die Schweiz steht vor einer gros­sen Her­aus­for­de­rung. Es stellt sich die Frage: Wie set­zen wir die vom Volk an­ge­nom­me­ne In­itia­ti­ve «gegen Mas­sen­ein­wan­de­rung» ver­fas­sungs­ge­recht um, ohne dass dabei die bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge mit der EU Scha­den neh­men? Ge­ra­de­zu ele­men­tar ist die er­folg­rei­che Lö­sung die­ses Pro­blems für die Schwei­zer Wirt­schaft. Die EU ist mit Ab­stand unser wich­tigs­ter Han­dels­part­ner und damit für den Er­folg der Schwei­zer Wirt­schaft und den Wohl­stand des Lan­des von höchs­ter Be­deu­tung.

Neben der wirt­schaft­li­chen Di­men­si­on hat die Frage aber auch eine po­li­ti­sche. Wir ste­hen vor einem Wahl­jahr und be­reits jetzt be­ginnt der Kampf um die Gunst der Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler sowie um Stim­men­pro­zen­te. Kurz: Jeder ist sich selbst der Nächs­te. Dies muss im po­li­ti­schen Pro­zess so sein. Die Folge davon ist aber ein ein­zi­ges, gros­ses Durch­ein­an­der: Mal will man den vom Volk ver­ab­schie­de­ten Ver­fas­sungs­auf­trag kon­se­quent um­set­zen, dann fasst man wie­der eine fle­xi­ble Um­set­zung ins Auge. Mal soll die Ab­stim­mung vom 9. Fe­bru­ar wie­der­holt wer­den, dann möch­te man lie­ber wie­der ein Ge­samt­pa­ket schnü­ren.

Weil die bi­la­te­ra­len Ver­trä­ge, und damit in­di­rekt auch die Um­set­zung der Mas­sen­ein­wan­de­rungs-In­itia­ti­ve, für die Schwei­zer Wirt­schaft so wich­tig sind, wird das Po­lit­ge­ba­ren mit gros­ser Be­sorg­nis ver­folgt. Dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz wäre es alles an­de­re als ge­dient, wenn aus wahl­tak­ti­schen Grün­den ver­sucht wird, Pro­fit aus der erns­ten Si­tua­ti­on zu schla­gen. Las­sen wir uns doch die nö­ti­ge Zeit, um eine gute Lö­sung im In­ter­es­se des Lan­des zu zim­mern. Vie­les wird sich auch erst in den kom­men­den Wo­chen und Mo­na­ten kon­kre­ti­sie­ren. Statt Hek­tik ist daher Ruhe und Be­son­nen­heit ge­fragt.

Die Schwei­zer Wirt­schaft ist auf gute Be­zie­hun­gen zur EU an­ge­wie­sen. Hof­fen wir im In­ter­es­se des Lan­des, dass die wahl­tak­ti­schen Über­le­gun­gen für ein­mal etwas in den Hin­ter­grund tre­ten. Es steht schlicht und ein­fach zu viel auf dem Spiel.