Drapeau suisse et européen

Grund­lo­ser An­griff auf die bi­la­te­ra­len Ab­kom­men der Schweiz

Heute hat die SVP die Un­ter­schrif­ten­samm­lung für ihre Volks­in­itia­ti­ve zur Kün­di­gung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens lan­ciert. Eine An­nah­me der In­itia­ti­ve hätte gros­se Nach­tei­le für die Schweiz. Sie würde den ge­sam­ten bi­la­te­ra­len Weg aufs Spiel set­zen, da die Bi­la­te­ra­len I höchst­wahr­schein­lich be­en­det wür­den. Sol­che Ex­pe­ri­men­te scha­den dem Wirt­schafts­stand­ort Schweiz mas­siv.

Seit Ein­füh­rung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit vor zehn Jah­ren war die Zu­wan­de­rung aus dem EFTA-/EU-Raum noch nie so tief wie ak­tu­ell. 2017 be­trug sie netto 30'799 Per­so­nen und sie ist seit meh­re­ren Jah­ren stark rück­läu­fig. Dies zeigt, dass deren Steue­rung über den Ar­beits­markt funk­tio­niert. Mi­gra­ti­ons­po­li­tisch gibt es damit kei­nen Hand­lungs­be­darf für Ex­trem­lö­sun­gen. Den­noch will die SVP die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit auf­kün­di­gen und durch bü­ro­kra­ti­sche Re­gu­lie­run­gen er­set­zen.

Klare Ab­leh­nung der Volks­in­itia­ti­ve

Die Volks­in­itia­ti­ve zur Kün­di­gung des Frei­zü­gig­keits­ab­kom­mens wird von der Wirt­schaft aus drei Grün­den ab­ge­lehnt. Ers­tens wür­den damit die er­folg­reich aus­ge­han­del­ten Bi­la­te­ra­len I hin­fäl­lig – und ge­gen­wär­tig gibt es an­ge­sichts des Brex­it kaum Chan­cen auf bes­se­re Lö­sun­gen in den be­trof­fe­nen Ab­kom­men. Die Bi­la­te­ra­len I sind Grund­stein für den Zu­gang zum wich­tigs­ten Markt der Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft. Zwei­tens würde die Kün­di­gung der Bi­la­te­ra­len I zum jet­zi­gen Zeit­punkt die Ex­port­wirt­schaft schwer tref­fen. Diese be­ginnt sich all­mäh­lich von der Über­be­wer­tung des Fran­kens zu er­ho­len. Die Rechts­un­si­cher­heit als Folge der ab­seh­ba­ren Kün­di­gung von sie­ben Ab­kom­men wäre nach­tei­lig für die Qua­li­tät des In­ves­ti­ti­ons­stand­orts Schweiz. Und drit­tens stel­len sich der Schweiz ganz an­de­re Fra­gen zur Zu­wan­de­rung: Ge­ra­de aus dem EFTA-/EU-Raum kom­men immer we­ni­ger Ar­beits­kräf­te in die Schweiz. Damit wird sich der Fach­kräf­te­man­gel in den nächs­ten Jah­ren wei­ter ver­schär­fen. Eine in­no­va­ti­ons­ba­sier­te Wirt­schaft wie die schwei­ze­ri­sche ist aber auf qua­li­fi­zier­te Ar­beits­kräf­te an­ge­wie­sen. Zudem braucht die Schwei­zer Wirt­schaft einen gut funk­tio­nie­ren­den Ar­beits­markt mit mög­lichst wenig staat­li­chen In­ter­ven­tio­nen.

Wirt­schaft un­ter­stützt Struk­tur­mass­nah­men

Hin­ge­gen un­ter­stützt die Wirt­schaft Struk­tur­mass­nah­men. So gilt es nun mit den be­ste­hen­den flan­kie­ren­den Mass­nah­men, der neuen Mel­de­pflicht für Bran­chen mit über­durch­schnitt­lich hoher Ar­beits­lo­sig­keit und der Fach­kräft­e­initia­ti­ve Er­fah­run­gen zu sam­meln. Die­ser Weg bringt lang­fris­tig mehr, als der Schwei­zer Wirt­schaft den pri­vi­le­gier­ten Zu­gang zum eu­ro­päi­schen Bin­nen­markt ab­zu­wür­gen.

Das be­ste­hen­de Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men Schweiz-EU wurde in der Volks­ab­stim­mung 2000 an­ge­nom­men und 2005 sowie 2009 vom Volk be­stä­tigt.