Journée de l'économie 2016

Aus­we­ge aus dem Eu­ro­pa-Di­lem­ma

Die künf­ti­ge Rolle der Schweiz in Eu­ro­pa stand im Brenn­punkt der dies­jäh­ri­gen Jah­res­ver­samm­lung von eco­no­mie­su­is­se. Bei der Um­set­zung der Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve ste­cke unser Land in einem Di­lem­ma, sagte Prä­si­dent Heinz Kar­rer in sei­ner An­spra­che vor rund 500 Gäs­ten aus Wirt­schaft, Wis­sen­schaft, Kul­tur und Po­li­tik. Wir hät­ten es aber selbst in der Hand, die wirt­schafts­po­li­ti­schen Wei­chen so zu stel­len, dass die Schweiz auch mor­gen zu den at­trak­tivs­ten Wirt­schafts­stand­or­ten der Welt ge­hö­re. Staats­se­kre­tär Jac­ques de Wat­tevil­le sprach über die ak­tu­el­len Her­aus­for­de­run­gen in den Ver­hand­lun­gen mit der Eu­ro­päi­schen Union. ETH-Prä­si­dent Lino Guz­zel­la skiz­zier­te die Rah­men­be­din­gun­gen für einen er­folg­rei­chen Bil­dungs- und For­schungs­stand­ort. Die Grüs­se des Bun­des­rats über­brach­te Bun­des­prä­si­dent Jo­hann Schnei­der-Am­mann.

Auch 30 Mo­na­te nach der An­nah­me der Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve liege noch immer keine trag­fä­hi­ge Lö­sung zu deren Um­set­zung vor, kon­sta­tier­te eco­no­mie­su­is­se-Prä­si­dent Heinz Kar­rer in  sei­ner An­spra­che zum Tag der Wirt­schaft. Diese In­itia­ti­ve präge die ak­tu­el­le De­bat­te über die künf­ti­gen Be­zie­hun­gen un­se­res Lan­des zu Eu­ro­pa – vor allem aber über den Er­halt der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men, von denen die Schweiz wirt­schaft­lich in sub­stan­zi­el­lem Aus­mass pro­fi­tie­re. Es sei of­fen­sicht­lich, die Schweiz ste­cke hier in einem Di­lem­ma. Zu­sätz­lich er­schwert werde die oh­ne­hin schon schwie­ri­ge Suche nach einer ein­ver­nehm­li­chen Lö­sung mit der EU durch den EU-Aus­tritt Gross­bri­tan­ni­ens.

Die Po­li­tik mit­ge­stal­ten

Viele wirt­schaft­li­che und po­li­ti­sche Ver­än­de­run­gen auf der Welt könne die Schweiz kaum be­ein­flus­sen, sagte Kar­rer. Aber sie könne die damit ver­bun­de­nen Her­aus­for­de­run­gen an­neh­men. Und sie könne ins­be­son­de­re die Rah­men­be­din­gun­gen im ei­ge­nen Land so be­ein­flus­sen, dass die­ses auch mor­gen zu den at­trak­tivs­ten Wirt­schafts­stand­or­ten der Welt ge­hö­re. Dafür sei neben ge­schlos­se­nen Rei­hen in­ner­halb der Wirt­schaft vor allem das Ver­trau­en von Po­li­tik und Ge­sell­schaft not­wen­dig. Die­ses Ver­trau­en in die Wirt­schaft könne diese selbst stär­ken, indem sie Tag für Tag Gutes und Sinn­vol­les leis­te. «Wir haben alle Vor­aus­set­zun­gen, auch mor­gen zu den wett­be­werbs­fä­higs­ten und in­no­va­tivs­ten Län­dern auf die­ser Welt zu ge­hö­ren und zu den Län­dern mit der tiefs­ten Ar­beits­lo­sig­keit», be­merk­te Kar­rer. Was die Schweiz nun brau­che, seien In­ves­ti­tio­nen in das duale Bil­dungs­sys­tem, den In­no­va­tions- und den Steu­er­stand­ort (USR III). Eine pro­spe­rie­ren­de Wirt­schaft sei an­ge­wie­sen auf  hohe Rechts­si­cher­heit, po­li­ti­sche Sta­bi­li­tät und einen star­ken ge­sell­schaft­li­chen Zu­sam­men­halt. Es sei des­halb wich­tig, dass sich Un­ter­neh­me­rin­nen und Un­ter­neh­mer auch aus­ser­halb ihres Kern­ge­schäfts in ir­gend­ei­ner Form für die Ge­sell­schaft en­ga­gie­ren – sei das in Ver­ei­nen, Stif­tun­gen oder in der Po­li­tik.

Staats­se­kre­tär Jac­ques de Wat­tevil­le, Chef­un­ter­händ­ler für die Dos­siers Schweiz-EU, ging auf die ak­tu­el­len Her­aus­for­de­run­gen der Schwei­zer Eu­ro­pa­po­li­tik ein. Er er­läu­ter­te, dass die Schweiz und die Schwei­zer Un­ter­neh­men den Zu­gang zum EU-Bin­nen­markt und Rechts­si­cher­heit be­nö­tig­ten. Es brau­che ge­re­gel­te Be­zie­hun­gen mit der EU, um den Wohl­stand, die Ar­beits­plät­ze, die Wert­schöp­fung, das Know-how und die Steu­er­ein­nah­men in der Schweiz zu er­hal­ten. «Das ist nur mög­lich, wenn wir den bi­la­te­ra­len Weg kon­so­li­die­ren», sagte Staats­se­kre­tär de Wat­tevil­le wei­ter. Also brau­che es eine ein­ver­nehm­li­che Lö­sung mit der EU in der Zu­wan­de­rungs­fra­ge sowie eine Ei­ni­gung bei den in­sti­tu­tio­nel­len Fra­gen.

Zu­gang zum Ta­lent­pool un­ab­ding­bar

Lino Guz­zel­la skiz­zier­te in sei­nem Re­fe­rat das Pro­fil eines er­folg­rei­chen Bil­dungs- und For­schungs­stand­orts und die Rah­men­be­din­gun­gen, die es dazu braucht. Es sei zen­tral, dass die Hoch­schu­len wei­ter­hin Zu­gang hät­ten auf den na­tio­na­len wie in­ter­na­tio­na­len Ta­lent­pool. Guz­zel­la: «Wenn wir wei­ter­hin zu den Bes­ten ge­hö­ren wol­len, brau­chen wir die klügs­ten Köpfe aus der Schweiz und aus der Welt. Fort­schritt ist nur in einem of­fe­nen Sys­tem mög­lich und Ex­zel­lenz be­nö­tigt den un­ge­hin­der­ten Aus­tausch von Ideen und Men­schen.» Guz­zel­la un­ter­strich in die­sem Zu­sam­men­hang die Be­deu­tung, dass die Schweiz ab 2017 wie­der voll as­so­zi­ier­tes Mit­glied im eu­ro­päi­schen For­schungs­rah­men­pro­gramm «Ho­ri­zon 2020» wird. Nebst der Of­fen­heit stell­ten Au­to­no­mie und eine ge­nü­gen­de Fi­nan­zie­rung zwei wei­te­re wich­ti­ge Be­din­gun­gen dar für Hoch­schu­len wie die ETH Zü­rich, um auch in Zu­kunft wett­be­werbs­fä­hig zu  sein.

Die künf­ti­ge Rolle der Schweiz in Eu­ro­pa und mög­li­che Aus­we­ge aus dem Eu­ro­pa-Di­lem­ma dis­ku­tier­ten aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven Hans Hess (Prä­si­dent Swiss­mem), Beat Kap­peler (Pu­bli­zist), Mat­thi­as Aebi­scher (Na­tio­nal­rat SP) und Roger Köp­pel (Na­tio­nal­rat SVP) am ab­schlies­sen­den Po­di­ums­ge­spräch.

Die Bil­der des An­las­ses wer­den live unter www.​eco​nomi​esui​sse.​ch/​de/​galerie ver­öf­fent­licht.