Von Tulpen- und Bitcoin-Blasen

In den letzten zwölf Monaten sind bei Bitcoin spektakuläre Kursentwicklungen zu beobachten. Sie erinnern an die holländische Preisblase bei Tulpen im siebzehnten Jahrhundert. Damals erfasste das Spekulationsfieber immer mehr Menschen, die weder von Tulpen noch vom Handel viel verstanden.

1636 schossen in Holland die Preise für Tulpen in die Höhe. Viele Niederländer, die weder eine Ahnung vom Tulpengeschäft hatten, noch Tulpen für sich selbst kaufen wollten, packte das Spekulationsfieber. Die Aussicht auf Gewinn zog sie magisch an. 382 Jahre später erleben wir wieder einen ähnlichen Rausch. Personen, die Bitcoin weder verstehen noch jemals Bitcoin zu Transaktionszwecken einsetzen möchten, wollen an der Party mitfeiern; auch Herr und Frau Schweizer. So bieten immer mehr Handelsplätze Bitcoin an. Einzelne wagen sogar abenteuerliche Prognosen: Der Kurs der Kryptowährung könne bis zum Jahresende auf 100'000 Dollar steigen.

Bitcoin-Bewertungen: wie Motten im Licht

Die Gewinnerwartungen sind grenzenlos. Doch aufgepasst. Bitcoin-Bewertungen sind eine Blase, wie die Tulpenpreise in Holland im siebzehnten Jahrhundert. Nur zusätzliche Motten, die durch das grelle Licht angezogen werden, lassen die Preise steigen. Bitcoin funktioniert wie ein Schnellballsystem, bei dem der Dumme derjenige sein wird, der zuletzt eingestiegen ist. Nur weiss niemand, wann die Blase platzt.

 

Tulpenpreise 1634 bis 1637 in Holland: 920-prozentige Wertsteigerung

grafik tulpen
Quelle: The Tulip Price Index (Garber, 1990)

 

Spekulationsobjekt der Begierde: Bitcoin

Man mag nun einwenden, dass die Blockchain-Technologie revolutionär sei und neue Dienstleistungen zutage bringe, die unsere Welt verändern. Dem ist wohl zuzustimmen, denn die Blockchain hat das Potenzial, enorme Effizienzgewinne zu erzielen. Bitcoin wird sich trotzdem nicht als Zahlungsmittel durchsetzen. Erstens ist die Kryptowährung für Transaktionszwecke zu teuer. Und zweitens eignet sie sich denkbar schlecht für die Wertaufbewahrung, denn ihr Kurs ist viel zu volatil, und drittens ist sie deswegen auch als Recheneinheit unbrauchbar. Darüber hinaus benötigt Bitcoin riesige Mengen an Strom. Das Netzwerk verbraucht gemäss aktuellen Schätzungen pro Jahr so viel Energie wie ganz Portugal. Da die Voraussetzungen für eine funktionierende Währung nicht vorhanden sind, ist Bitcoin vor allem eines: ein Spekulationsobjekt.

Tulpen und Bitcoins

1637 brachen in Holland die Tulpenpreise ein, viele Spekulanten verarmten. Mit Bitcoin könnte schon bald dasselbe geschehen.