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Voll­geld: Gra­vie­ren­de Pro­ble­me für den Wirt­schafts­stand­ort

Am 10. Juni wird die Schweiz über die Voll­geld-In­itia­ti­ve ent­schei­den. Das po­li­tisch sehr breit ab­ge­stütz­te Nein-Ko­mi­tee hat heute in Bern den Ab­stim­mungs­kampf er­öff­net und dar­ge­legt, wes­halb Voll­geld ein hoch­ris­kan­tes Ex­pe­ri­ment ist. eco­no­mie­su­is­se un­ter­stützt die Nein-Kam­pa­gne, weil eine An­nah­me der In­itia­ti­ve die Schweiz vor rie­si­ge Pro­ble­me stel­len würde.

In sel­te­ner Ei­nig­keit haben Ver­tre­ter der CVP, FDP, SP, SVP und glp heute vor den Me­di­en ihr Nein zur Voll­geld-In­itia­ti­ve be­grün­det. Von links bis rechts ist man sich einig, dass die­ser ra­di­ka­le Umbau des Schwei­zer Geld­sys­tems un­trag­ba­re Ri­si­ken mit sich bringt. Die In­itia­ti­ve ver­bie­tet den Ge­schäfts­ban­ken die Schaf­fung von Buch­geld zur Kre­dit­ver­ga­be. Aus­ser­dem müss­ten sie sämt­li­che Zah­lungs­ver­kehrs­kon­ten aus­ser­halb ihrer Bi­lanz füh­ren und dürf­ten mit die­sem Geld nicht mehr ar­bei­ten. Und schliess­lich soll die Na­tio­nal­bank jähr­lich fri­sches Geld in Mil­li­ar­den­hö­he an Bür­ger und Staat ver­schen­ken.

Für eco­no­mie­su­is­se gibt es kei­nen Grund, ein be­währ­tes und sta­bi­les Sys­tem auf den Kopf zu stel­len. Seit dem Kri­sen­jahr 2008 wurde viel un­ter­nom­men, um den Fi­nanz­platz ro­bus­ter zu ma­chen und bei­spiels­wei­se Spar­gut­ha­ben ab­zu­si­chern. Ein Voll­geld-Sys­tem nützt hin­ge­gen nichts gegen glo­ba­le Fi­nanz­kri­sen.

Teuer für pri­va­te Bank­kun­den und KMU

Aus wirt­schaft­li­cher Sicht lie­gen die Nach­tei­le auf der Hand: Ei­ner­seits müss­ten die Ban­ken wei­ter­hin alle Dienst­leis­tun­gen er­brin­gen, auch wenn sie das Geld auf den Zah­lungs­ver­kehrs­kon­ten nicht mehr an­rüh­ren kön­nen. Das führt au­to­ma­tisch zu hö­he­ren Ge­büh­ren für die Bank­kun­den. Gleich­zei­tig kön­nen keine Zin­sen mehr er­wirt­schaf­tet wer­den.

Noch gra­vie­ren­der aus Sicht von eco­no­mie­su­is­se ist al­ler­dings die Er­schwe­rung der Kre­dit­ver­ga­be. Ban­ken müss­ten das nö­ti­ge Geld künf­tig von ri­si­ko­freu­di­gen In­ves­to­ren auf­trei­ben oder die ent­spre­chen­den Sum­men bei der Na­tio­nal­bank be­an­tra­gen. Bei­des ist kom­pli­zier­ter als heute und führt dazu, dass Kre­di­te knap­per und teu­rer wer­den. Dies trifft vor allem die Schwei­zer KMU ohne Zu­gang zu in­ter­na­tio­na­len Fi­nan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten.

Na­tio­nal­bank ist kein Gold­esel

Höchst pro­ble­ma­tisch ist schliess­lich die Rolle, wel­che die In­itia­ti­ve der Na­tio­nal­bank zu­wei­sen will. Sie soll künf­tig nicht nur die Geld- und Kre­dit­men­ge di­rekt steu­ern, son­dern mit­tels Geld­schöp­fung ver­schie­dens­te Staats­auf­ga­ben fi­nan­zie­ren. Die mil­li­ar­den­schwe­ren Geld­ge­schen­ke an Bür­ger und Staat mögen ver­lo­ckend klin­gen, doch sie haben eine Kehr­sei­te. Die Na­tio­nal­bank wird unter enor­men po­li­ti­schen Druck kom­men, die­sen Geld­hahn auch dann offen zu hal­ten, wenn es öko­no­misch kei­nen Sinn macht. Und im Falle einer star­ken In­fla­ti­on wird es für sie enorm schwie­rig, die Geld­men­ge wie­der zu re­du­zie­ren. Aus die­sen Grün­den leh­nen auch Par­la­ment, Bun­des­rat und Na­tio­nal­bank die In­itia­ti­ve ab. eco­no­mie­su­is­se wird sich in den kom­men­den Wo­chen zu­sam­men mit wei­te­ren Ver­bän­den und den Par­tei­en für ein Nein zu Voll­geld ein­set­zen.

 

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