Sti­pen­di­en­in­itia­ti­ve: Teu­rer Zen­tra­lis­mus

Am 14. Juni 2015 ent­schei­den die Schwei­zer Stimm­be­rech­tig­ten über einen neuen Ver­fas­sungs­ar­ti­kel, der fest­schreibt, dass in Zu­kunft der Bund – an­statt wie heute die Kan­to­ne – für die Ver­ga­be der Sti­pen­di­en an Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten zu­stän­dig sein soll («Sti­pen­di­en­in­itia­ti­ve»).

Die In­itia­ti­ve ist aus ver­schie­de­nen Grün­den ab­zu­leh­nen. Sie würde ein­mal mehr die Zen­tra­li­sie­rung im Staat för­dern. Alles soll der Bund re­geln, ob­wohl seit dem Jahr­hun­dert­pro­jekt «Neuer Fi­nanz­aus­gleich» in der Bun­des­ver­fas­sung das Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip ver­an­kert ist, nach dem Staats­auf­ga­ben mög­lichst bür­ger­nah er­füllt wer­den sol­len. Mehr Bun­des­auf­ga­ben be­deu­ten in aller Regel mehr Kos­ten. Alles soll über einen – sprich den­sel­ben – Leis­ten ge­schla­gen wer­den, ob­wohl die re­gio­na­len Ver­hält­nis­se häu­fig ganz un­ter­schied­lich sind. Auch bei die­ser In­itia­ti­ve ist das wie­der der Fall. Mehr­kos­ten: 500 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr, weil jedem Stu­die­ren­den quasi ein Grund­ein­kom­men von 24'000 Fran­ken ga­ran­tiert wer­den soll.

Die Sti­pen­di­en­ver­ga­be auf Hoch­schul­stu­fe ist heute eine Ver­bund­auf­ga­be von Bund und Kan­to­nen. Mit dem so­ge­nann­ten Sti­pen­di­en­kon­kor­dat haben sich 16 Kan­to­ne, die knapp 70 Pro­zent der Wohn­be­völ­ke­rung der Schweiz um­fas­sen, einen ge­mein­sa­men Stan­dard ge­ge­ben. Wird die In­itia­ti­ve ab­ge­lehnt, tritt der Ge­gen­vor­schlag in Kraft und der Bund wird nur noch jene Kan­to­ne fi­nan­zi­ell un­ter­stüt­zen, die sich an die in­ter­kan­to­na­len Ver­ga­be­kri­te­ri­en hal­ten. Diese Lö­sung ist sach­ge­recht, weil sie die Ent­schei­dungs­ho­heit der Kan­to­ne re­spek­tiert, aber klar Bei­tritts­an­rei­ze zum Sti­pen­di­en­kon­kor­dat setzt.

eco­no­mie­su­is­se setzt sich für eine Prio­ri­sie­rung der Bil­dung und For­schung bei der staat­li­chen Mit­tel­zu­tei­lung ein. Die Mit­tel müs­sen je­doch so ver­wen­det wer­den, dass sie Wir­kung er­zie­len. Bei der Sti­pen­di­en­in­itia­ti­ve wäre das nicht der Fall. För­de­rung mit der Giess­kan­ne war noch nie be­son­ders ef­fi­zi­ent. Es ist zu er­war­ten, dass da­durch an­de­re Auf­ga­ben der Bil­dung und For­schung ver­drängt wür­den. Das wäre weder fair noch weit­sich­tig – im Ge­gen­teil.