Mains et symboles

Schwei­zer Da­ten­schutz­re­vi­si­on: mit dem Ent­wurf auf dem rich­ti­gen Weg, aber noch nicht am Ziel

Der Bun­des­rat hat am 15. Sep­tem­ber 2017 die Bot­schaft zum Ent­wurf des neuen Da­ten­schutz­ge­set­zes vor­ge­legt. Die Re­vi­si­on steht im Lich­te in­ter­na­tio­na­ler und tech­no­lo­gi­scher Ent­wick­lun­gen. Die Schweiz ist ver­pflich­tet, in­ter­na­tio­na­le Vor­ga­ben im Zu­sam­men­hang mit dem Über­ein­kom­men des Eu­ro­pa­rats SEV 108 und der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zu über­neh­men. Zudem darf sich der Schwei­zer Da­ten­schutz nicht zu weit von der neuen Da­ten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO) der EU be­we­gen, um wei­ter­hin als Land mit einem «an­ge­mes­se­nen Schutz­ni­veau» an­er­kannt zu blei­ben. Dies be­deu­tet aber auch, dass die EU-Vor­ga­ben nicht tel quel über­nom­men wer­den dür­fen: Für Un­ter­neh­men, die nicht in der EU tätig sind, muss Spiel­raum und Fle­xi­bi­li­tät ge­wahrt wer­den – in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Fir­men wer­den die EU-Be­stim­mun­gen oh­ne­hin ein­hal­ten müs­sen.

AN­LIE­GEN DER WIRT­SCHAFT

Die Wirt­schaft braucht einen mo­der­nen und zweck­mäs­si­gen Da­ten­schutz, um der Be­deu­tung der Daten ge­recht zu wer­den. eco­no­mie­su­is­se hatte im Rah­men der Ver­nehm­las­sung kri­ti­siert, dass der Vor­ent­wurf in meh­re­ren Be­rei­chen über­schies­sen­de Be­stim­mun­gen («Swiss Fi­nish») ent­hält und sich die Vor­la­ge ins­ge­samt wett­be­werbs- und in­no­va­ti­ons­be­hin­dernd auf die Schwei­zer Wirt­schaft aus­wirkt. Be­an­stan­det wur­den im We­sent­li­chen die Be­stim­mun­gen zum Pro­filing, die Stel­lung des Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten (EDÖB) im Zu­sam­men­hang mit den Emp­feh­lun­gen der guten Pra­xis, die feh­len­den Mög­lich­kei­ten der Selbst­re­gu­lie­rung, über­schies­sen­de In­for­ma­ti­ons- und Mel­de­pflich­ten sowie das un­ver­hält­nis­mäs­si­ge und kon­tra­pro­duk­ti­ve Sank­ti­ons­sys­tem.

GE­MÄS­SIG­TER ENT­WURF

Den An­lie­gen der Wirt­schaft wurde in gros­sen Tei­len Rech­nung ge­tra­gen. So sieht der Ent­wurf nun Da­ten­schutz­be­ra­ter und Ver­hal­tens­ko­di­zes und damit In­stru­men­te zur Selbst­re­gu­lie­rung für Un­ter­neh­men vor. Diese sehen gleich­zei­tig Er­leich­te­run­gen bei den Pflich­ten vor. An­pas­sun­gen bei den In­for­ma­ti­ons- und Mel­de­pflich­ten, ins­be­son­de­re bei au­to­ma­ti­sier­ten Ein­zel­fall­ent­schei­den und der Da­ten­schutz­fol­gen­ab­schät­zung, brin­gen eben­falls eine Ent­las­tung für die Wirt­schaft. Zudem be­steht nun die Mög­lich­keit, miss­bräuch­li­chen Aus­kunfts­be­geh­ren zu be­geg­nen sowie unter Um­stän­den die Kos­ten für die Aus­künf­te zu ver­rech­nen. Be­züg­lich der Straf­fol­gen hält der Bun­des­rat am straf­recht­li­chen Sank­ti­ons­mo­dell fest. Die Mit­ar­bei­ten­den wer­den aber ent­las­tet, indem die An­zahl der Straf­tat­be­stän­de re­du­ziert und Fahr­läs­sig­keits­de­lik­te ge­stri­chen wur­den. Die ma­xi­ma­le Busse be­trägt neu 250'000 Fran­ken statt 500'000 Fran­ken. Zu be­grüs­sen sind auch die an­ge­pass­ten bzw. neu vor­ge­se­hen Über­gangs­be­stim­mun­gen.

In an­de­ren Be­rei­chen wurde die Kri­tik der Wirt­schaft nicht ge­hört: Dies be­trifft unter an­de­rem die De­fi­ni­ti­on der «be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten», die Vor­aus­set­zun­gen zur gül­ti­gen Ein­wil­li­gung und den Ein­be­zug der «Grund­rech­te» bei den Ri­si­ken. Auch ent­hält der Ent­wurf nach wie vor über­flüs­si­ge Be­stim­mun­gen zu Daten von ver­stor­be­nen Per­so­nen.

Es gilt nun im Hin­blick auf die Be­ra­tun­gen im Par­la­ment den Ent­wurf genau zu ana­ly­sie­ren und den kon­kre­ten An­pas­sungs­be­darf zu de­fi­nie­ren.