Schweiz-Vietnam: Beide Regierungen für zügigen Abschluss des Freihandelsabkommens
Vergangenen Freitag hat Bundespräsident Parmelin seinen vietnamesischen Amtskollegen Phúc mitsamt grosser Delegation in Bern empfangen. Hochrangige Schweizer Firmen- und Branchenvertreter unterstrichen anlässlich des Business Summit das enorme Potenzial des vietnamesischen Marktes. Die Schweizer Wirtschaft brachte jedoch auch ihre Anliegen unumwunden zur Sprache – allen voran die rasche Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit Vietnam im Rahmen der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA.
Als eines der ersten europäischen Länder anerkannte die Schweiz am 1. September 1971 das kommunistische Nordvietnam. Dieser Entscheid sollte sich in der Folge als weitsichtig erweisen, haben sich doch die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seither laufend vertieft. Heute ist Vietnam der drittwichtigste Handelspartner der Schweiz innerhalb des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und ausserdem ein Schwerpunktland in der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO). Auch in den Bereichen Bildung und Gesundheit bestehen zahlreiche Kooperationen.
Vietnam als vielversprechender Wachstumsmarkt
Dass auch die Schweiz in Vietnam ein hohes Ansehen geniesst, zeigte sich letzten Freitag in Bern. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern empfing Bundespräsident Guy Parmelin den vietnamesischen Präsidenten Nguyễn Xuân Phúc höchstselbst. Begleitet wurde dieser von einer rund achtzigköpfigen Delegation aus hochrangigen vietnamesischen Ministern und Wirtschaftsvertretern, welche für den Austausch mit der Schweizer Wirtschaft angereist waren.
Entsprechend gross war denn auch das Interesse seitens Schweizer Unternehmens- und Branchenvertretern, sich direkt bei den vietnamesischen Entscheidungsträgern einbringen zu können. Von der Maschinen- und Pharmaindustrie über die Aviatik bis hin zum Finanzsektor sehen Vietnam viele als einen vielversprechenden Wachstumsmarkt. Die Aussichten sind trotz Pandemie verheissungsvoll, zumal sich das Land inmitten eines Transformationsprozesses von einer Plan- zu einer Wettbewerbs- und Marktwirtschaft befindet. Dieser Wandel wird allerdings auch von Herausforderungen begleitet. Angesprochen wurden etwa die übermässige Bürokratie für ausländische Unternehmen, Verstösse im Bereich des geistigen Eigentums oder die unzureichende Infrastruktur etwa im Bereich der Abfallentsorgung.
Zügiger Abschluss des Freihandelsabkommens zentral
Der effektivste und gleichzeitig dringendste Schritt zur weiteren Vertiefung der bilateralen Beziehungen ist und bleibt jedoch der Abschluss des Freihandelsabkommens. Für die Schweizer Wirtschaft ist Letzteres von ganz besonderer Bedeutung, zumal Vietnam mit der EU und Grossbritannien bereits einen solchen Vertrag abgeschlossen hat und hiesigen Unternehmen somit Wettbewerbsnachteile drohen. Sowohl Präsident Phúc wie auch Bundespräsident Parmelin haben sich am Freitag klar für den Abschluss eines solchen Abkommens ausgesprochen. Anlässlich des Business Summit haben denn auch verschiedene Schweizer Wirtschaftsvertreter ausdrücklich begrüsst, dass nach zehn Verhandlungsjahren und 16 Verhandlungsrunden nun möglichst bald ein Abschluss gefunden werden soll.