Nüchtern, analytisch und der Sache verpflichtet
Von 1987 bis 1993 führte Pierre Borgeaud den Vorort – die Vorgängerorganisation von economiesuisse – durch eine schwierige Zeit in der Wirtschaftspolitik. Der Generaldirektor und spätere Verwaltungsratspräsident des Sulzer-Konzerns war während vieler Jahre eine wichtige Stimme der Schweizer Unternehmen. Mitte Juli ist sie endgültig verstummt.
Während fast 40 Jahren prägte Pierre Borgeaud (geb. 1934) den Winterthurer Maschinenkonzern Gebrüder Sulzer AG, die zeitweise über 30'000 Mitarbeitende beschäftigte. 1960 trat der Maschineningenieur ETH bei der Firma Sulzer ein und stieg bis 1975 sukzessive zu deren Generaldirektor auf. 1988 schliesslich wurde Pierre Borgeaud Präsident des Verwaltungsrats, den er bis im Jahr 2000 anführte. Seine Zeit bei Sulzer war geprägt von grossen Herausforderungen wie die Ölkrisen 1973 und 1979/80 oder vom weltweiten Rückgang bei den Investitionsgütern.
Neben seinem grossen beruflichen Engagement war Pierre Borgeaud auch politisch aktiv. So war er freisinniger Gemeinderat in Winterthur und präsidierte von 1978 bis 1986 den damaligen Verein Schweizerischer Maschinen-Industrieller (heute Swissmem). Von 1987 bis 1993 war Pierre Borgeaud Präsident des Schweizerischen Handels- und Industrievereins (genannt Vorort), die Vorgängerorganisation von economiesuisse, dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft. Von 1987 bis 1994 war er auch Mitglied des Bankrats der Schweizerischen Nationalbank. Später übernahm er dann das Präsidium der Interessengemeinschaft Schweiz–Sowjetunion.
In seiner Zeit als Präsident des Vororts lehnten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger den Beitritt der Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) mit knapper Mehrheit ab. Pierre Borgeaud hingegen kämpfte engagiert und sehr eindrücklich für den EWR-Beitritt und trat dafür 1992 auch auf dem Bundesplatz auf.
Pierre Borgeaud überzeugte durch seine nüchterne und analytische Herangehens- und Argumentationsweise. Er fühlte sich stets der Sache verpflichtet und ging ihr auf den Grund. Im Herzen und im Denken war er immer der Ingenieur. Auch in schwierigen und kritischen Situationen bewahrte er Ruhe und Gelassenheit – und Respekt gegenüber seinen Mitmenschen.
Mitte Juli ist Pierre Borgeaud von uns gegangen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.