Freihandelsabkommen mit China: Schon heute ein Erfolg
Das Freihandelsabkommen mit China hat sich bereits in den ersten drei Jahren nach dem Inkrafttreten bewährt – und das, obwohl das Abkommen noch gar nicht seine volle Wirkung entfaltet hat. So konnten Schweizer Firmen jedes Jahr mehr Dienstleistungen und mehr Produkte nach China verkaufen, obwohl die Chinesen weltweit ihre Importe zurückgeschraubt haben.
Das Jahr 2015 war turbulent: Die Nationalbank gab den Mindestkurs auf, der Schweizer Franken schoss durch die Decke und die Schweizer Exportwirtschaft war plötzlich mit einem gewaltigen Wettbewerbsnachteil konfrontiert. So auch die Firma Baumann, die in Ermenswil im Kanton St. Gallen Metallfedern herstellt. In China beispielsweise waren ihre Produkte plötzlich 18 Prozent teurer. In dieser schwierigen Phase hat das Unternehmen von einem Erfolg der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik profitiert: dem Freihandelsabkommen mit China. In einer kürzlich veröffentlichten Medienmitteilung behauptet der Schweizerische Bauernverband, dass der Nutzen des Abkommens überschaubar sei. Das kontert economiesuisse mit einer Kurzstudie, in welcher der Verband darlegt, wie wertvoll das Abkommen bereits heute für die Schweizer Wirtschaft ist.
Zollabbau noch gar nicht komplett vollzogen
Der Freihandelsvertrag ist 2014 in Kraft getreten. Seither bauen die Chinesen Zölle auf eine Vielzahl von Schweizer Produkten ab – allerdings nicht sofort, sondern über einen gewissen Zeitraum hinweg. Für die Firma Baumann bedeutet das: Mussten sie für ihre Federn vor Inkrafttreten sieben Prozent Zölle bezahlen, sind es heute noch 4,7 Prozent. Und 2028 werden die Güter zollfrei sein. Besonders wichtig: Die Schweiz ist das einzige kontinentaleuropäische Land Europas, das von solchen Erleichterungen profitiert. Somit haben Schweizer Firmen einen Vorteil gegenüber ihren Mittbewerbern aus der EU oder Amerika. Diese Einsparungen machen Schweizer Produkte im Ausland bedeutend wettbewerbsfähiger oder können für Investitionen in der Schweiz genutzt werden. Das kommt letztlich dem ganzen Land zugute, denn es führt zu mehr Arbeitsplätzen.
Schweizer Firmen trotzen dem Trend
Noch gibt es keine empirische Studie über den Nutzen des Freihandelsabkommens, was auch wenig sinnvoll wäre zurzeit, da die Übergangsfristen beim Zollabbau noch gar nicht abgelaufen sind und das Abkommen erst einen kleinen Teil seiner Wirkung entfachen kann. Es lohnt sich aber, die allgemeine Handelsentwicklung zwischen China und der Schweiz seit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens im grösseren Kontext zu betrachten.
Zwar trifft es zu, dass die Schweizer Exporte nach China vor dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens stärker gewachsen sind. China hat aber seither eine starke Wachstumsschwäche erfahren und seine totalen Importe drastisch gesenkt. So kauften Chinesen 2016 weltweit rund fünf Prozent weniger Dienstleistungen und Produkte ein als im Vorjahr. Eine Ausnahme: Waren aus der Schweiz. Unsere Firmen konnten im selben Jahr ihren Absatz in China um zehn Prozent erhöhen.
Auch Dienstleister legen zu
Das Kernstück des Freihandelsabkommens mit China ist sicherlich der Zollabbau. Der Vertrag sieht aber noch weitere Erleichterungen im Handel vor wie den Schutz des geistigen Eigentums, den Investitionsschutz, das öffentliche Beschaffungswesen und den Dienstleistungshandel. Während die Schweizer Dienstleistungsexporte 2017 gesamthaft um etwas weniger als ein Prozent gestiegen sind, haben jene nach China aber um rund drei Prozent zugenommen.
Auch KMU profitieren
Dass Schweizer Firmen bereits heute das Freihandelsabkommen nutzen, zeigt eine Umfrage innerhalb der Mitgliedschaft von economiesuisse – was letztlich über 100'000 Unternehmen sind. Dabei erhält der Verband nicht nur positive Rückmeldungen von Grossunternehmen, sondern auch von KMU.
Dass die Schweiz weltweit 31 Freihandelsabkommen abgeschlossen hat, ist ein grosser Wettbewerbsvorteil für den hiesigen Standort. So hält eine Studie des Seco fest: «Schweizer Warenexporte wuchsen von 1988 bis 2014 durchschnittlich um 4,1 Prozent pro Jahr, während die Ausfuhren an Freihandelspartner ausserhalb der EU/EFTA in den ersten vier Jahren nach Inkrafttreten des jeweiligen Freihandelsabkommens um durchschnittlich über 8,5 Prozent pro Jahr zunahmen.» Oder anders ausgedrückt: Durchschnittlich wachsen die Exporte fast doppelt so stark mit Ländern, mit denen die Schweiz ein Freihandelsabkommen abgeschlossen hat.
Dieser Erfolg ist aber nicht in Stein gemeisselt. Der internationale Konkurrenzdruck ist hoch, andere Länder holen auf und schliessen ebenfalls Freihandelsabkommen ab, die ihre Firmen gegenüber Schweizer Unternehmen bevorteilen könnten. Deshalb ist es wichtig, dass auch die Schweiz weitere, umfassende Abkommen abschliessen kann. Nur so lässt sich langfristig sicherstellen, dass die Schweizer Exportwirtschaft weiterhin hier für mehr Arbeitsplätze und Wohlstand sorgen kann.