Das Ge­gen­teil von gut ist nicht böse, son­dern gut ge­meint

Der Bun­des­rat hat heute den Ent­wurf für das neue Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz vor­ge­stellt. Darin hält er un­ge­ach­tet der vie­len ab­leh­nen­den Re­ak­tio­nen in der Ver­nehm­las­sung an ri­go­ro­sen Wer­be­ein­schrän­kun­gen fest, die weit über den Ju­gend­schutz hin­aus­ge­hen. So gut diese Mass­nah­men ge­meint sein mögen – sie sind ein Schuss in den Ofen. Wer­be­ver­bo­te tau­gen nicht als Prä­ven­tiv­mit­tel, weil sie kei­nen Ein­fluss auf die ei­gent­li­chen Ur­sa­chen von Sucht­ver­hal­ten haben. Er­wach­se­ne Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten vor kom­mer­zi­el­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on zu schüt­zen, kommt einer po­li­tisch-ideo­lo­gisch mo­ti­vier­ten Zen­sur gleich und ist reine Be­vor­mun­dung. Sol­che mo­ra­li­sie­ren­den Ver­bots­vor­schrif­ten gehen mir als selbst­be­stimm­tem und ei­gen­ver­ant­wort­lich han­deln­dem Bür­ger gegen den Strich. Umso mehr als sie oben­drein auch noch der Wirt­schaft scha­den.

So­viel vor­weg: Ich bin Nicht­rau­cher. Man könn­te also an­neh­men, dass es mich nicht wei­ter küm­mert, ob und wie für Rau­cher­wa­ren ge­wor­ben wer­den darf. Das tut es aber sehr wohl. Ich bin klar der Über­zeu­gung, dass Wer­bung für zu­läs­si­ge Pro­duk­te grund­sätz­lich mög­lich sein muss. Dabei spielt es keine Rolle, wel­ches Pro­dukt ge­ra­de be­trof­fen ist und ob ich für eine be­stimm­te Bran­che be­son­de­re Sym­pa­thie hege oder nicht. Es geht viel­mehr um das Prin­zip. Denn heute geht es um Ta­bak­pro­duk­te. Aber mor­gen könn­ten etwa die so­ge­nannt «un­ge­sun­den» Le­bens­mit­tel ins Vi­sier der selbst­er­nann­ten Hüter der Volks­ge­sund­heit ge­ra­ten und Wer­be­ver­bo­te für Schog­gi, Chips und Soft­drinks ge­for­dert wer­den. Es ist aber nicht Auf­ga­be des Staa­tes, mir be­stimm­te Le­bens­wei­sen vor­zu­schrei­ben und mei­nen Kon­sum an le­ga­len Pro­duk­ten zu len­ken. Darum weh­ret den An­fän­gen staat­li­chen Ge­sund­heits­ter­rors.

Ohne Wer­bung würde die Markt­wirt­schaft nicht funk­tio­nie­ren: An­bie­ter und Nach­fra­ger könn­ten nicht kom­mu­ni­zie­ren, und es gäbe kei­nen funk­tio­nie­ren­den Wett­be­werb.

Die Wer­be­frei­heit – und die Frage, wann sie ein­ge­schränkt wer­den darf – ist für die Ge­sell­schaft und Wirt­schaft als Gan­zes wich­tig. Sie darf nicht ohne trif­ti­ge Grün­de be­schnit­ten wer­den. Nicht nur, weil kom­mer­zi­el­le Kom­mu­ni­ka­ti­on ein Teil des Grund­rechts auf Mei­nungs­frei­heit und damit von der Ver­fas­sung ge­schützt ist. Wer­bung ist auch der Motor der Wirt­schaft. Ohne Wer­bung würde die Markt­wirt­schaft nicht funk­tio­nie­ren: An­bie­ter und Nach­fra­ger könn­ten nicht kom­mu­ni­zie­ren, und es gäbe kei­nen funk­tio­nie­ren­den Wett­be­werb. Für Her­stel­ler und Händ­ler ist Wer­bung ein not­wen­di­ges Mit­tel, um auf sich auf­merk­sam zu ma­chen und sich von der Kon­kur­renz ab­zu­he­ben. Und als Kon­su­ment werde ich auf neue An­ge­bo­te auf­merk­sam und kann ver­glei­chen. Greift der Staat mit über­trie­be­nen Wer­be­vor­schrif­ten in diese Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Markt­part­nern ein, ma­ni­pu­liert er den Wett­be­werb und würgt die Wirt­schaft ab. 

Des­halb lehne ich als Nicht­rau­cher die im Ta­bak­pro­duk­te­ge­setz vor­ge­se­he­nen über­schies­sen­den Wer­be­ver­bo­te ab.