Drapeaux américain et suisse

Be­schlos­se­ne Straf­zöl­le auf Stahl und Alu­mi­ni­um: Fol­gen für die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft

US-Prä­si­dent Do­nald Trump hat ges­tern den Er­lass zur Ein­füh­rung von Straf­zöl­len auf Stahl und Alu­mi­ni­um un­ter­schrie­ben. Nur 2,7 Pro­zent un­se­rer welt­wei­ten Stahl- und Alu­mi­ni­um­ex­por­te gehen in die USA.

Nun ist es klar: Die Straf­zöl­le wer­den per 23. März die­ses Jah­res ein­ge­führt. Gleich­zei­tig wurde ver­kün­det, dass Ka­na­da und Me­xi­ko davon aus­ge­nom­men sind – eben­so «Ver­bün­de­te». Somit ist ge­gen­wär­tig un­klar, wel­che Im­por­te ab dem 23. März tat­säch­lich mit Straf­zöl­len be­legt wer­den. Bei Stahl wer­den diese 25 Pro­zent, bei Alu­mi­ni­um 10 Pro­zent be­tra­gen.

Schwei­zer Un­ter­neh­men ex­por­tier­ten im Jahr 2017 über 18'000 Ton­nen Stahl und Alu­mi­ni­um in die USA. Das Ex­port­vo­lu­men beim Stahl be­trug 57 Mil­lio­nen und beim Alu­mi­ni­um 30 Mil­lio­nen Schwei­zer Fran­ken. Dies ent­spricht 2,7 Pro­zent der welt­wei­ten Alu­mi­ni­um- und Stah­l­ex­por­te der Schweiz. Da der Er­lass auch Aus­nah­men vor­sieht, wird in den kom­men­den Tagen deren An­wen­dung auf die Schwei­zer Stahl- und Alu­mi­ni­um­ex­por­te zu prü­fen sein. Auch wenn ein­zel­ne Un­ter­neh­men von die­sem Ent­scheid be­trof­fen sein wer­den, ist der ge­samt­wirt­schaft­li­che, di­rek­te Ef­fekt re­la­tiv ge­ring. Er­fah­rungs­ge­mäss wir­ken sich Straf­zöl­le aber ne­ga­tiv aus. So haben Straf­zöl­le von US-Prä­si­dent Bush im Jahr 2002 ge­mäss Stu­di­en zu einem Ver­lust von rund 200'000 Ar­beits­plät­zen und Ein­bus­sen bei der Lohn­sum­me von 4 Mil­li­ar­den US-Dol­lar ge­führt.

Hohe ad­mi­nis­tra­ti­ve Kos­ten

Nicht zu un­ter­schät­zen sind da­ge­gen die ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten als Folge von staat­li­chen In­ter­ven­tio­nen in die Han­dels­flüs­se. Da ge­zielt ein­zel­ne Pro­duk­te­grup­pen nach deren Her­stel­lungs­ort mit hö­he­ren Zöl­len be­legt wer­den, braucht es strin­gen­te Ur­sprungs­nach­wei­se und Kon­troll­ver­fah­ren. Dies führt zu ad­mi­nis­tra­ti­ven Kos­ten für Pro­du­zen­ten und Kun­den und ver­teu­ert glo­ba­le Wert­schöp­fungs­ket­ten.

Han­dels­krieg würde Welt­wirt­schaft brem­sen

Der weit­aus grös­se­re Scha­den würde durch eine Es­ka­la­ti­on von Ge­gen­mass­nah­men ent­ste­hen. Die EU hat un­mit­tel­bar nach dem Er­lass einen «Son­der­sta­tus» ver­langt. Dies ist ein Hin­weis, dass die Wirt­schafts­di­plo­ma­tie eine sol­che Es­ka­la­ti­on zu ver­hin­dern ver­sucht. Diese würde das Klima der Welt­wirt­schaft schwer tref­fen und hätte un­mit­tel­ba­re Aus­wir­kun­gen auf die Ent­wick­lung des Welt­han­dels. Die Schwei­zer Ex­port­wirt­schaft wäre davon eben­falls be­trof­fen. Auch China hat ge­ziel­te und an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men an­ge­kün­digt.

Fol­gen für den US-Pro­duk­ti­ons­stand­ort

Die USA sind der gröss­te Stahl­im­por­teur der Welt. Straf­zöl­le auf die Im­por­te von Ba­sis­ma­te­ria­li­en ver­teu­ern die in­län­di­sche In­dus­trie­pro­duk­ti­on. Da­durch büsst die US-In­dus­trie an in­ter­na­tio­na­ler Wett­be­werbs­fä­hig­keit ein – bei­spiels­wei­se ge­gen­über Im­por­ten von In­dus­trie­gü­tern, deren Ma­te­ri­al aus Stahl oder Alu­mi­ni­um kei­nen Straf­zöl­len un­ter­lie­gen. Eben­so be­ein­träch­tigt die Ver­teue­rung der in­län­di­schen In­dus­trie­pro­duk­ti­on die Wett­be­werbs­fä­hig­keit auf den Ex­port­märk­ten. Tritt nun eine sol­che Schwä­chung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit ein, senkt dies mit­tel­fris­tig die in­län­di­sche Pro­duk­ti­on von In­dus­trie­gü­tern in den USA.

Soll­ten Straf­zöl­le die Ent­wick­lung der ver­ar­bei­ten­den In­dus­trie in den USA dämp­fen und gleich­zei­tig die po­li­ti­schen Ri­si­ken er­hö­hen, so wäre auch mit ne­ga­ti­ven Ef­fek­ten auf Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen von be­stim­men Schwei­zer In­dus­trie­un­ter­neh­men in den USA zu rech­nen.

WTO-Klage als mög­li­ches In­stru­ment

Die Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on WTO sieht die Mög­lich­keit von Schlich­tungs­ver­fah­ren vor. Der US-Prä­si­dent be­grün­det die Straf­zöl­le mit «na­tio­na­len Si­cher­heits­in­ter­es­sen». Da die US-Rüs­tungs­in­dus­trie nur rund drei Pro­zent der US-Stahl­pro­duk­ti­on nach­fragt, dürf­te gegen diese Recht­fer­ti­gung bei der WTO ge­klagt wer­den. An­de­rer­seits be­to­nen aber die USA, dass Dum­ping bei im­por­tier­tem Stahl und Alu­mi­ni­um die Über­le­bens­fä­hig­keit der ei­ge­nen Stahl- und Alu­mi­ni­um­her­stel­lung ge­fähr­de.

Fazit für die Schweiz

Die Ein­füh­rung von Straf­zöl­len auf Stahl und Alu­mi­ni­um be­trifft meh­re­re Schwei­zer Fir­men. Da es sich hier­bei um ein ver­gleichs­wei­ses klei­nes Han­dels­vo­lu­men han­delt und der Er­lass der US-Ad­mi­nis­tra­ti­on Aus­nah­men zu­lässt, wer­den die Aus­wir­kun­gen be­grenzt sein. Gra­vie­ren­der ge­stal­tet sich da­ge­gen die Si­tua­ti­on bei einer Es­ka­la­ti­on von Ge­gen­mass­nah­men von an­de­ren Han­dels­part­nern. Eine sol­che Ent­wick­lung hätte  ne­ga­ti­ve Fol­gen für Schwei­zer Ex­por­te und Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen